Nachdenken über Grenzen
Die Autorin Isabella Feimer war vom Shutdown so betroffen wie wir alle. Ursprünglich hätte dieser Text einer über Kolumbien werden sollen. Geworden ist es einer über Grenzen
Das Blau des Himmels liegt unter einer zarten Verschleierung. Die Sonne scheint. Kühle Morgenluft zieht durch die Wohnung. Ich sitze beim Fenster zum Innenhof und bin dankbar über diesen Raum, in dem sich die Jahreszeit spiegelt und sich mein Blick bewegen kann. Dichtes Grün zeigt sich an den Ästen der Bäume, die ich mittlerweile alle bestimmen kann, die Kastanie, der Kaiserbaum, die große Winterlinde, zum Beispiel, direkt im Blick.
Krähen krächzen und fliegen zu ihren Nestern, die sie aufs Dach gebaut haben. Sie sind mehr geworden und sie kommen nah ans Fenster heran. Frech, denke ich, die Meisen, die zur Scheibe flattern, und die Tauben, die über die Fensterbank spazieren. In den vergangenen Wochen testeten sie ihre Grenzen aus.
Über Grenzen muss ich mir Gedanken machen, jetzt, in dieser Zeit, da alles anders geworden ist. Alles ist eine neue Erfahrung in vermeintlich neuer Normalität. Hinter uns liegen Ausgangssperren, Quarantänen, ein überschaubarer Bewegungsradius und Rückzug. Stay at home, save lives. Das Mindeste, was man tun konnte.
Viele Wochen sind es gewesen, in denen sich das Leben radikal verändern musste. Es geschah, egal ob man es wollte oder nicht. Auch ich konnte zu Hause bleiben, auch ich wurde in eine Veränderung gedrängt. Morgens bin ich beim Fenster zum Hinterhof gesessen, dort ist immer Licht. Ich habe geputzt, um mich abzulenken, gelesen und geschrieben, um unterwegs zu sein, oft überkam mich Ungewissheit. Ich lotete, so gut es mir möglich war, meine Grenzen aus.
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https://www.derstandard.at/story/2000118...n-ueber-grenzen
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