Letzte Meldung
X

An alle neu registrierten Benutzer!

Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder. Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.

"Vom Land"

#1 von Sirius , 26.06.2020 17:28

"Vom Land"
Eine Kette aus Eskalationen

Erregung und Gegenerregung: Dominik Bartas Roman "Vom Land" macht in seinen starken Augenblicken das Bewusstsein des vulgär besorgten oder empörten Bürgers sichtbar.
Von Christoph Schröder

Dominik Bartas Debütroman ist kein rundum gelungenes Buch. Der Roman Vom Land hat Schwächen, die so unübersehbar und offensichtlich sind, dass man sich fragt, ob der Autor sie nicht möglicherweise gegen die Einwände eines sensiblen Lektorats hat durchsetzen müssen. Das betrifft zum einen sprachliche Ungelenkheiten und Dialoge, die so hölzern daherkommen, als hätte der Autor sie aus alten Heimatfilmen herausgeschnitten und in die Gegenwart seines Romans eingepflanzt. Der einzig vorstellbare Sinn dahinter wäre der Gedanke, überkommene Geschlechterverhältnisse in altertümlichen Formulierungen zu spiegeln. Zum anderen hat Dominik Barta die Neigung, ähnlich wie in Seifenopern wichtige Ereignisse nicht darzustellen, sondern stattdessen unausgeführt bloß zu erwähnen: "Doris Rainer verließ Pielitz." Und kurz darauf: "Ihr Aufenthaltsort ist bis heute niemandem bekannt." So einfach kann man es sich natürlich auch machen. Andererseits: So ist das Leben manchmal. Vielleicht.
Und das ist der Punkt, an dem Vom Land in einem politischen Sinne relevant wird: Barta gelingt es, vermeintliche Klischees und gesellschaftliche Realität gegeneinander abzugleichen und in Kongruenz zu bringen. Alles beginnt mit einer Krankheit, die sich im Verlauf der weiteren Handlung als Verweigerungshaltung lesen lässt: "Theresa rang nach Luft. Es ging nicht mehr."

Theresa ist die Bäuerin auf einem (noch) prosperierenden Hof in einem fruchtbaren Tal in Oberösterreich, in dem der Strukturwandel bereits sichtbare Spuren hinterlassen hat: Alte Bauernhöfe werden abgerissen und durch Einfamilienhäuser mit Carports ersetzt; die Einkünfte aus der Landwirtschaft gehen zurück, Familien zersplittern zwangsläufig unter dem Druck der ökonomischen Verhältnisse. Der Schriftsteller Reinhard Kaiser-Mühlecker, wie Dominik Barta 1982 in Oberösterreich geboren, hat es in der Darstellung dieser langsam und in Sprachlosigkeit zerbröselnden Verhältnisse zu literarischer Meisterschaft gebracht.

Weiterlesen:

https://www.zeit.de/kultur/literatur/202...roman-literatur


Reset the World!

 
Sirius
Beiträge: 27.113
Registriert am: 02.11.2015


   

Schöner lügen
Nachdenken über Grenzen

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz