Wenn Gier die Erde frisst
Kommentar von Georg Korfmacher, München
Nimmersatt nennt man einen Menschen, der den Hals nicht voll genug bekommt. Das gilt für einen Dickwanst ebenso wie für einen Milliardär. Der eine, weil er wegen seiner Körperfülle meint, noch mehr essen zu müssen, der andere, weil sein Vermögen in steter Übung noch weiter vermehrt werden muss. Diese Übung kann jetzt eben der Milliardär nicht lassen, der - vor kurzem aufgedeckt, aber seit Jahren praktiziert -, ein schamlos durch Sklavenarbeit in seinem großen Fleischereibetrieb aufgehäuftes Vermögen jetzt auch noch dadurch vermehren will, dass er Lohnkostenerstattung, für die von ihm selbst verantwortungslos ausgelöste Corona-Quarantäne fordert. Dreister und dümmer geht’s wirklich nimmer.
Übung hat der Fleischer-Kaiser wahrlich: 2012 Steuerfahndung wegen Steuerhinterziehung, 2013 verschweigt er dem Bundeskartellamt eine Unternehmensbeteiligung und schluckt ganz lässig ein Bußgeld in Höhe von 90.000 Euro, 2014 Cum-Ex-Geschäfte mit Erstattung von Ertragssteuern, die nie abgeführt wurden, 2016 erwiesene Preisabsprachen mit einem Bußgeld von 128 Millionen Euro, die aber wegen erst Verschiebungen und dann Auflösung von Unternehmen der Tönnies-Gruppe nicht eingetrieben werden konnten, und schließlich der Infektions-Skandal 2020, der jetzt mit einer tolldreisten Lohnkostenerstattung aufgehübscht werden soll.
„So jemand braucht nicht staatliche Hilfe durch Steuergelder, der sollte zur Verantwortung gezogen werden“, wettert der SPD-Politiker Ralf Stegner, und "Ich finde es unanständig, sich auch noch auf Kosten der Steuerzahler schadlos halten zu wollen", legt die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg nach. Dieweil eiert der zuständige Minister Laumann (CDU) mit der Prämisse, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, herum: "Ich würde mir anstelle von Herrn Tönnies und seinen Geschäftspartnern sehr genau überlegen, was man den Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen eigentlich noch alles zumuten will." Denn völlig schizophren besteht zwar formal, also legal, ein Anspruch der Firma Tönnies, aber ist der bei dem offensichtlich schuldhaften Verhalten auch legitim? "Wer auf ein System der Ausbeutung setzt, die Gesundheit von Menschen riskiert und selbst in der Mitverantwortung für angeordnete Quarantänemaßnahmen steht, sollte sich mit dem Ausreizen von möglichen Erstattungsansprüchen besser zurückhalten", meint dazu Hofreiter (FDP). Der SPD-Fraktionschef meint noch schärfer, es sei „unverschämt, dafür die Steuerzahler heranzuziehen“, während Ministerin Julia Klöckner (CDU) dezent „wenig Verständnis" – also doch ein bisschen – für das Ansinnen des Unternehmers hat.
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