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RE: Die Geschichte hinter dem Bild

#1 von Karl Ludwig , 13.02.2016 10:52

Leider ist das Endergebnis verkauft und ich konnte hier nur die Vorabstudien einstellen. So etwas passiert mir ständig. Ein einziges Photo habe ich noch (von einem älteren Bild) machen können, als ich vor Jahren einen alten Bekannten besuchte. Vielleicht hänge ich es irgendwann mal hier aus.

Im o.g. Endergebnis sieht man die Tambourine etwas nach links versetzt. Man sieht mein jüngeres Ich seitlich von hinten im Vordergrund und mein altes Ich im Hintergrund seine Balalaika stimmen, alles sehr symbolisch, sogar die Katze, welche die ganze Szenerie betrachtet und sich vermutlich ihren Teil dazu denkt.

Egal, ich wollte ja die Geschichte hinter dem Bild erzählen. Jedenfalls war ich ca. 30 Jahre jünger. Ich lernte eine nette Kunststudentin kennen, besorgte ihr einen gut bezahlten Job in einer Galerie, alles natürlich ohne irgendwelche Hintergedanken – was denkt Ihr denn?

Wir liefen uns erstaunlich oft über den Weg. Mal musste ich einem Bekannten unbedingt zeigen, wo ein Bild von mir hängt, mal traf sie mich zufällig in meiner Stammkneipe. Zwangsläufig kamen wir bei solchen Gelegenheiten ins Gespräch und ich erfuhr, dass sie Vegetarierin und Buddhistin sei, Stepptanz lerne, manchmal für 60,00 DM 50 Minuten lang in der Kunstschule als Aktmodell fungieren würde, zur Zeit keinen Freund hätte (als ob ich das nicht schon längst wüsste), 26 Jahre alt sei und eine Katze würde auch bei ihr wohnen.

Ich nahm mir fest vor, bald mal wieder im Zeichensaal aufzutauchen, um meine Schraffurtechnik zu verbessern. Am Sonntag erwischte sie mich vor meiner Stammkneipe und meinem Frühschoppen, zupfte mir am Ärmel und fragte, ob ich etwas Zeit hätte. Klar hatte ich Zeit. Warum denn? Ja, sie wolle mir mal etwas zeigen und meine Meinung dazu hören. Keine 10 Minuten später betrat ich ihre Wohnung. Alles wie erwartet. Räucherstäbchen, Patschuligeruch, oder war es Sandelholz? Ein aus Kartons errichteter Stufenschrein mit weißen Laken abgedeckt, obendrauf ein silberner Buddha, davor sterbende Blumen, Mandalas an der Wand, und zusätzlich bekam ich auch noch eine Tasse grässlichen Tee serviert.

Dann legte sie eine Platte irische Fidelmusik auf. „Setz dich. Ich will mal Deine Meinung zu meinem Tanzstil hören. Bin gleich wieder da.“

Nach einer kleinen Weile kam sie aus dem Schlafzimmer, - in einem Frack mit Zylinder. Die Lackschuhe hatten Metall unter den Sohlen und ich dachte an Mr. Bojangles, während sie zu den irischen Tönen einen Stepptanz hinlegte, den selbst Shirley Temple beklatscht hätte. Aber im Prinzip ist mir Stepptanz völlig Wumpe, dennoch war es ein optischer Genuss. Mein bewundernder Blick war nur halb gelogen.

Nach einigen Minuten stellte sie die Musik aus und blickte mich leicht atemlos fragend an. Ich klatschte, dafür musste ich aufstehen. Ihr wisst schon, so ein Klatschen wie es nur diese kleinen Stoffäffchen mit Schellen hinkriegen, während sie sich leicht hüpfend um die eigene Achse drehen.

„Ich lerne auch Bauchtanz.“

Bauchtanz ist mir ungefähr das Langweiligste, was es so zu gucken gibt. Ich wuchs in der Türkei auf und habe diese rubenskesken Frauen noch nie interessant gefunden. Warum dennoch auf jeder Feier, die auf Stil wert legte, nicht mit Bauchtänzerinnen gespart wurde, denen man Geldscheine in den Gürtel steckte, kann ich nicht nachvollziehen.

Dennoch nickte ich huldvoll. Ich trank sogar noch einen Schluck Mu-tee und knabberte an irgendwelchem, mit Honig zu flachen Stücken gekloppten Vogelfutter.

„Willst du sehen?“

„Äh, … klar.“

Sie legte andere Musik auf, irgend etwas von Tangerine Dream glaube ich, zündete Kerzen und Räucherstäbchen an und verschwand.

Sie kam fast splitternackt zurück. Ohne Bärchen, damals noch kaum üblich, und nur ein Schellengürtel betonte ihre Blöße. Sie schnappte sich ein Tamburin und tanzte einen … Bauchtanz?

„Nur wenige Leute wissen, dass sich der Bauchtanz aus dem Muschitanz entwickelte. Und nun würde ich gerne Deine Meinung dazu SEHEN!“

An dieser Stelle ruft meine Diskretion: „Halt! Hier lesen auch Kinder mit.“

Ich glaube, sie hieß Paula.


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RE: Die Geschichte hinter dem Bild

#2 von scrabblix , 13.02.2016 23:58

Wie ich aus deinen, vergnüglich zu lesenden, Zeilen erlesen kann, hast du einen völlig neuen Eindruck vom Bauchtanz mit nach Hause nehmen dürfen.

Schmunzelnden Gruß
Lotte


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Die Geschichte hinter dem Bild

#3 von Karl Ludwig , 14.02.2016 07:49

So macht das Schreiben Spass. Etwas Schulterklopfen tut doch jedem von uns gut, selbst wenn dieser gar nicht den Ehrgeiz besitzt, in irgendwelchen Bücherempfehlungslisten oben an vermerkt zu sein.

Manchmal (sehr selten) lasse ich einen Text witzeshalber durch ein Textanalyseprogramm für Reporter laufen. Das ist dann wie mentales SM.

Und manchmal finde ich Eure Kommentare zu Euren Einbringungen untereinander, die ich ja alle lese, etwas zu süßlich, und vielleicht stimmt es auch, dass es nur begrenzte Möglichkeiten gibt Motivierendes von sich zu gebem (natürlich meine ich nicht Lotte Scrabblix's zu dieser Geschichte), aber das ist in jedem Fall besser, als wenn 'Literatur Kritiker' einem jeglichen Spass vermiesen, weil sie andere Maßstäbe und Vorstellungen verteidigen.

Mir ist völlig klar, dass ich keine Meisterwerke schreibe, aber ich bin mir sicher, dass ein gewiefter Redigator aus meinen Geschichten und Gedichten etwas Nettes herstellen könnte. Dieses Wissen reicht mir völlig und muss ich GottSeiDank nicht beweisen.

Ich bin auch jemand wie Target Fin, ein anderer meiner Protagonisten, dessen größter Ehrgeiz darin besteht, keinen Ehrgeiz zu entwickeln.

Danke Lotte. Die Ursprungs- Originalversion vom Bauchtanz ist in der Tat bemerkenswert.


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