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RE: Gedanken zur Gedankenlosigkeit

#1 von Karl Ludwig , 14.02.2016 11:27

'AllesImEimer' ist eine Verhohnepipelung von 'Alzheimer' und hört sich nur lustig an, solange nicht man selber damit konfrontiert wird. Also achtet man, so wie ich, ab irgendwann mehr und mehr auf 'mentalen Lapsus' bei sich selber.

Wenn ich drei mal (Zählen geht noch) vor dem Küchenschrank stehe und nicht mehr weiß, was verdammt ich hier eigentlich will (Pssst: Zucker!), ist das schon bedenklich? Oder bloß die Zerstreutheit eines Geistes, der sich wie gewöhnlich vom Gewöhnlichen unterscheidet und in Hirnschmalzgärten lustwandelt, die …, na, was auch immer … ?

Dann aber las ich über das 'Clear-Arbeitsspeicher-Phänomen', welches besagt, dass beim Durchschreiten von Durchgängen das Kurzzeitgedächtnis gelöscht wird.

http://www.aponet.de/aktuelles/kurioses/...verblassen.html

Sofort stellte sich mir, als halb assoziierter Darwinanhänger, die Frage, ob da nicht ein Urprogramm abläuft?

Ein Lebewesen, meinetwegen ein Gnu, benötigt die, für das Überleben im Wald notwendigerweise geschärften Sinne zur Mustererkennung weniger dringend, sobald es den Wald verlässt. Im offenen Land sind eher die Sinne gefragt, welche Bewegungen im Umfeld schnell registrieren. Also wird neu programmiert, wenn sich das Umfeld ändert. Es ist bloß ein uraltes Erbe aus der Zeit, als schnellstes Reagieren über Leben und Tod entschied und das wird man halt nicht mehr so schnell los.

So eine Erklärung erleichtert enorm. Selbst an den Haaren herbeigezogen ist sie mir genügend.

Später allerdings (vergessen wo, - natürlich) las ich zur Ermunterung, dass man AllesImEimer nicht bei sich selber diagnostizieren kann. Dafür würde Alzheimer schon sorgen.

Am Besten halte ich mich für einen Hypochonder – finde ich.

Aber, wo? Hä?


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RE: Gedanken zur Gedankenlosigkeit

#2 von Sirius , 14.02.2016 12:43

Also ich denke, das "Phänomen" hat nichts mit der Tür (Link) oder Durchgängen zu tun, sondern ganz einfach damit, dass man den Ort wechselt, ob Tür oder nicht. Das kann man ganz leicht selber testen, und zwar in jedem Alter, indem man einfach kurz nach draußen, in den Garten oder auf die Straße geht.
Es liegt schlicht am Ortswechsel, dieses Vergessen.
Ich bearbeite gerade das Buch "Stroh im Kopf?" (Gebrauchsanleitung fürs Gehirn) und natürlich sind da Aufgaben zu bewältigen. Denke ich an Ort und Stelle über ein Problem und dessen Lösung nach, so gelingt mir das meist ohne große Grübelei. Gehe ich aber erst auf die Toilette, muss ich anschließend die Frage erneut lesen. Habe ich aber die Frage mit dem Problem im Kopf, finde ich die Lösung auch auf dem Klo, beim Spazieren oder in der S-Bahn. Es ist wohl auch eine Konzentrationsfrage und ob man sich durch neue Eindrücke (neuer Raum, Umgebung) beeinflussen lässt, die auf das Kurzzeitgedächtnis wirken.
Die altersbedingte Vergesslichkeit ist auch bei mir sehr ausgeprägt, aber zum Teil hausgemacht, weil ich während des Gangs zur Küche, um etwas bestimmtes zu holen, schon wieder an ganz andere Dinge denke, die auf diesem kurzen Weg für mein Gehirn so eine Wichtigkeit bekommen, dass es vergisst, was ich holen wollte.
Zumindest kann ich mir das so besser erklären als anzunehmen, dass ich verkalke.
Mir geht es da wie dir: Wenn man erst für sich eine plausibel Erklärung für Vergesslichkeit gefunden hat, ist selbige nur noch eine lästige Nebenwirkung der Kreativität.
Ein interessantes Thema, lieber klsa.

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RE: Gedanken zur Gedankenlosigkeit

#3 von Karl Ludwig , 16.02.2016 08:24

Meine ... äh, Bekannte, und ich lösen gerne Kreuzworträtsel im Akkord, nach Schachuhr und einem komplizierten Punktesystem, ähnlich wie bei Scrabble.

Auffallend ist allerdings schon, wenn ich an einem Tag den spanischen Autor von 'Don Quichotte' wie aus der Pistole geschossen benennen kann (Das gibt Punkte!) und zwei Tage später an dieser Frage schier verzweifele. 'Cervantes schreibt man wie?', fragt sie mich triumphierend.

Vielleicht sollte man das Altern auch als reziprok invertierte Pubertät ansehen: Man kann ziemlich viel Masse einbringen, aber die Anwendererfahrung geht, wie der Rest auch, nicht mehr weiter nach oben, sondern in die Breite. Oder hat wer ein besseres Metapher?

Meine Freundin ist empört,
da wär' etwas, was sie stört:

Immer wenn sie unterwegs,
würde ich doch keineswegs,
immer nur Gedichte dichten,
oder auch bloß Kurzgeschichten.
Bestimmt würd' ich im Internet,
welches ich nun leider hätt',
nur nach nackten Mädchen gucken,
und das tät sie ziemlich jucken.

"Sünde ist das doch wohl keine."
Ich versuche zu erklär'n:
Alle Männer wären Schweine,
dächten immer nur das Eine.
- Sie will weiter sich empör'n.

Bitte Kleine, sei nicht böse,
bloß ein Wunder der Natur.
Ist gemendelt! Skandalöse
Freude an 'ner hübschen Möse
fällt nicht unter die Zensur.


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RE: Gedanken zur Gedankenlosigkeit

#4 von Sirius , 16.02.2016 19:13

Hat denn deine äh..Bekannte dies hübsche Gedicht auch gelesen?


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