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Streulicht

#1 von Sirius , 07.09.2020 18:02

Deniz Ohdes Roman "Streulicht"
Die groben Unterschiede

Deniz Ohde erzählt in ihrem beeindruckenden Debütroman „Streulicht“ von einer bedrückenden Arbeiterkindheit und dem schweren Weg durch das deutsche Bildungssystem.
Wenn Lichtstrahlen durch Staubpartikel oder andere kleine Teilchen wie die viel diskutierten Aerosole gebrochen werden, entsteht ein diffuses Streulicht, das gerade in Dämmerstunden unheimlich wirkt.
Vor allem in der Nähe von Industrieanlagen ist das Phänomen zu beobachten, und mögen die Emissionen noch so umweltschädlich sein, sie erzeugen eine faszinierende Ästhetik des Gebrochenen.

In diesen Lichtverhältnissen spielt der Debütroman der 1988 in Frankfurt geborenen Schriftstellerin Deniz Ohde, wobei der klug gewählte Titel „Streulicht“ (Suhrkamp, Berlin 2020.285 S., 22 €.) auch als literarisches Programm zu verstehen ist. Die namenlose Erzählstimme streift im Nebel ihrer schmerzhaften Erinnerung umher, nähert sich großen und kleinen Bruchstellen ihrer Vergangenheit, sieht Zusammenhänge und entfernt sich wieder von allzu einfachen Erklärungen für ihren Lebensweg.
Kindheit und Jugend sind von Lieblosigkeiten und ästhetischen Zumutungen, von biografischer Zerrissenheit und dem Gefühl geprägt, bloß nicht aufzufallen.

Der Vater ein Mann der Arbeiterklasse, er „tunkte vierzig Jahre Aluminiumbleche in Laugen, vierzig Stunden die Woche“. Die Mutter aus der Türkei vor Armut und Eintönigkeit „in einem Fünfhundert-Seelen-Dorf an der Schwarzmeerküste“ geflohen. Die Familie lebt seit den achtziger Jahren in einer kleinen Wohnung, die unweit eines großen Industrieparks liegt, dessen Schornsteine Salzkristalle und andere chemische Nebenprodukte in den Himmel pusten. Wenn der Schmutz in der Luft überhandnimmt, „bekommen die Bewohner Gutscheine für die Autowäsche“.

Weiterlesen:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/deniz...e/26126326.html


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Sirius
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