Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder.
Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.
Deniz Ohde erzählt vom Aufwachsen in einem System, das Ungleichheit fördert
Als Arbeiterkind bezeichnet man in der Statistik jedes Kind, dessen Eltern keinen Hochschulabschluss besitzen, weder Mutter noch Vater. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Kinder das Abitur schaffen, liegt bei etwa einem Fünftel. So richtig zu überraschen scheint das niemanden mehr. So richtig zu verstehen scheint es allerdings auch niemand.
Ein Arbeiterkind ist auch die Protagonistin des neuen Debütromans Streulicht von Deniz Ohde. Während der Vater seit 40 Jahren Bleche beizt, badet die Mutter seine Eskapaden aus: die Sammelwut, die Wutanfälle und nächtlichen Saufgelage. Aus einem kleinen Dorf am Meer ist sie gekommen – nur warum? Eigentlich wollte sie nur weg. Weg aus der Türkei. Nun sitzt sie mit ihrer Tochter in einem Vorort, der nur eine seltsam große Brücke entfernt vom Industriepark ist. Es ist ein trister Ort, der von einer Stille erfüllt ist, die höchstens durch Sirenenalarm durchbrochen wird. Er ist Teil der Übung eines Chemie-Unfalls und bereitet ein angsteinflößendes Ohrensausen. Als Vorlage für diese Szenerie dürfte der Industriepark Höchst im gleichnamigen Stadtteil von Frankfurt am Main gedient haben. Geboren wurde Deniz Ohde 1988 in Frankfurt als Tochter einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters. Ihr Debüt kann man als einen Bildungsroman bezeichnen: Wir begegnen darin einem jungen Mädchen, dessen Namen wir nie erfahren. Dafür allerdings viel über das ihr feindlich gesinnte System, dem sie gegenübersteht: die Schule. Jahrelang durchläuft sie die verschiedensten Stationen im Bildungssystem, runter vom Gymnasium, rauf auf die Abendschule und zurück auf das Gymnasium.