´s war nicht die Zeit
´s war nicht die Zeit, dich, Liebste, so zu lieben,
wie wir uns träumten: so soll Liebe sein.
Was ich dir schrieb – wie flüchtig hingeschrieben!
Wie flüchtig hingesagt, dies: „Ich bin dein.“
Es war nicht herzlos, nicht Lieblosigkeit,
´s war nicht die Zeit dazu. ´s war nicht die Zeit.
Mit allem Guten wollt ich dich beschenken,
mit meiner Schwermut hab ich dich beschwert,
ich hatte kaum die Zeit, an dich zu denken,
und du – wie warst du schön und liebenswert.
Die Unruh, die ich war, ließ dir nicht Ruh.
O Liebesglück - ´s war nicht die Zeit dazu.
Mit einem Lächeln hast du mich empfangen
und hast mit deinen Armen mich umschmiegt.
Und kaum empfangen, war ich weggegangen.
Da fragtest du: „Wo unsre Zeit wohl liegt?“
Und summtest eine alte Melodie;
„Wann wirst du Zeit sein, Zeit...“ Die Zeit sprach:
„Nie!
Und eines Tages kam ich, dir zu berichten,
von einem Werk, das im Vollenden war:
„Und dafür, Liebste, mussten wir verzichten
auf unser Glück so manches, manches Jahr -
Und ist das Werk vollendet ganz, alsdann
wird Zeit sein, Zeit – und du fragst nicht mehr:
Wann?“
Johannes R. Becher
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