Worte in finsteren Zeiten - S. Fischer Verlag
Literatur kann in Zeiten von Krieg und Vertreibung helfen, befand der Frankfurter S. Fischer Verlag und bat Personen des öffentlichen Lebens, ihm literarische Texte zu schicken. Herausgekommen ist das Buch "Worte in finsteren Zeiten".
von Maren Ahring
Julia Franck, Tomer Gardi, Charlotte Gneuß, Florian Illies, Katja Riemann, Paul Maar, Maria Schrader, Meron Mendel, Lena Gorelik, Deniz Utlu und und und ... Sie alle haben Anfang Oktober Gedichte, Romanausschnitte oder Songtexte an den S. Fischer Verlag geschickt. Sie haben Worte gegen die Sprachlosigkeit gefunden. Wie diese von Karl Ove Knausgård, ausgesucht von Zsuzsa Bánk:
Manchmal tut es weh zu leben, aber es gibt immer etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Meinst du, du kannst dir das merken? Karl Ove Knausgård
Worte, die trösten können, die Mut machen, die Hoffnung schenken. Manchmal steht nur ein einzelner Satz auf einer Seite:
Man kann nicht, nicht wissen wollen! Textzeile aus Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften"
Selten umfassen die Abschnitte mehrere Seiten. Viele Gedichte sind zu lesen u.a. von Kurt Tucholsky, Mascha Kaléko oder Paul Celan. Einige Texte sind auf Englisch (ohne Übersetzung) abgedruckt, andere auf Hebräisch oder Arabisch (mit Übersetzung). Das macht das Buch manchmal herausfordernd, aber nicht weniger eindrucksvoll.
Immer wieder Hannah Arendt:
Ich bin in der Tat heute der Meinung, dass das Böse immer nur extrem ist, aber niemals radikal, es hat keine Tiefe, auch keine Dämonie. Es kann die ganze Welt verwüsten, gerade weil es wie ein Pilz an der Oberfläche weiterwuchert. Tief aber, und radikal ist immer nur das Gute. Hannah Arendt
Egal, an welcher Stelle man dieses Buch aufschlägt: Man findet immer einen klugen, einen schönen Gedanken, der Halt geben kann. Und man bekommt das Gefühl, dass Autorinnen und Autoren auch durchaus kritisch mit ihrer Situation umgehen. Das spiegelt sich z.B. in einem Satz des Bosniers Dževad Karahasan wider, den Ingo Schulze beigetragen hat:
(…) der Schriftsteller und die Literatur (…) dürfen sich nicht auf die Vereinfachung einlassen, die Vereinfachung ist meinem Empfinden nach eine fundamentale Sünde, die schwerste, die Literatur begehen kann. Dževad Karahasan
Manchmal ergeben sich auch Parallelen zur heutigen Zeit.
Ich frage Sie, warum Ihr deutschen Intellektuellen und Schriftsteller jetzt so leise über Juden, Zionismus und Israel sprecht. Ich weiß nicht, ob mein Appell an Sie überhaupt noch Sinn hat. Aber man soll nie aufgeben und seine Pflicht tun. Joseph Wulf
Weiterlesen :
https://www.ndr.de/kultur/buch/Worte-in-...ezeiten100.html
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