Judith Pinnow: Der Schacherzähler
Wer das neue Jahr mit einem leicht zu lesenden, tröstlichen Buch beginnen möchte, kann bei Judith Pinnows "Der Schacherzähler" zwischen den richtigen Buchdeckeln landen.
von Annemarie Stoltenberg
Eine alleinerziehende Mutter hat große Sorgen um ihren Sohn Janne. Aus der Schule kommen unentwegt Beschwerden über dieses Kind. Er störe den Unterricht und sei nicht beschulbar. Man ahnt, dass Janne eine autistische Störung hat. Seine Mutter macht sich große Sorgen:
Ich frage mich, ob alle Leute Nachtgedanken haben. Wenn es dunkel wird und Janne im Bett liegt, kommen sie aus den Ritzen gekrochen. Wie feiner Nebel, der aufzieht. So schleichend, dass man es kaum bemerkt. Erst sieht man nur ein kleines bisschen schlechter, wie durch eine schmutzige Brille. Nach einer Weile kann man dann nicht mehr die eigenen Füße sehen und sehr bald auch nicht mehr die eigenen Hände. Genauso ziehen die Nachtgedanken auf.
Die Nachtgedanken von Malu sind später noch steigerungsfähig. Unterdessen sucht sich ihr vaterlos aufwachsender Sohn selbst Unterstützung. Im Park lernt er Walter kennen - "Oldman" nennt er ihn bald. Sie freunden sich beim gemeinsamen Spiel an:
Der Alte knurrt erst ein bisschen und erklärt mir dann, dass die kleinen Figuren Bauern sind und immer nur ein Feld laufen dürfen, außer am Anfang. Das kann ich mir gut merken, denn am Anfang von einem Spaziergang will man ja auch noch ganz viel laufen, auch gerne zwei Felder auf einmal. Dann gibt es noch den Läufer. Der läuft (…). Ich hab das Wort vergessen, es klingt wie "dimensional", aber anders. Er geht nur auf den Feldern mit der gleichen Farbe, die sich an der Spitze aneinander festhalten. Ich lerne, dass der Pfefferstreuer eigentlich eine Dame ist. Also, ich kann da gar keine Dame erkennen in der Figur, aber der alte Mann sagt, die Dame muss man unbedingt schützen im Spiel und im Leben.
Auch Walter hat in seinem Leben versucht, seine geliebte "Dame", seine inzwischen verstorbene Frau zu schützen. Inzwischen bezweifelt er, ob das damals die richtige Entscheidung war, sie in sein Lebensgeheimnis nicht einzuweihen.
Dem kleinen, unglaublich gemütlichen Café, in dem Jannes Mutter Malu arbeitet, droht die Schließung. Der Besitzer muss offenbar Insolvenz anmelden. Und dann kommt die Idee auf, einen Sponsor zu finden für dieses besondere kleine Kaffeehaus, das seit der Eröffnung vor ein paar Jahren eine Art Wärmequelle für den ganzen Ort ist.
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