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Ein Amtsarzt widerspricht Markus Söder und wird zwangsisoliert.

#1 von Sirius , 08.12.2020 17:22

Der Störenfriedrich. Ein Amtsarzt widerspricht Markus Söder und wird zwangsisoliert.

Der Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg hat zunächst intern, dann öffentlich die Maßnahmen der Bayerischen Staatsregierung zur Bekämpfung der Corona-Krise in Frage gestellt. Friedrich Pürner kritisiert unter anderem Massentests, die Gesunde zu Kranken machen, und Communitymasken ohne echte Schutzwirkung. Sein Einspruch hat ihn den Job gekostet, aber viel Aufmerksamkeit und Anerkennung eingebracht. Im Interview mit den NachDenkSeiten bekräftigt er seine Haltung. Mit ihm sprach Ralf Wurzbacher.

Herr Pürner, seit ein paar Wochen bekleiden sie also eine neue Funktion im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), nachdem Sie zuvor als Chef des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg mit wiederholter Kritik an der Corona-Politik von Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) für Aufsehen gesorgt hatten – und deshalb Ihren Stuhl räumen mussten. Können Sie in Ihrer neuen Position jetzt weniger Schaden anrichten?

Ich kann nicht erkennen, welcher Schaden durch meine Kritik entstanden ist. Vielmehr wollte ich ja gerade dadurch möglichen Schaden abwenden, indem ich meine Einwände auch öffentlich formuliert habe. Wenn ich Fehler im System erkenne, dann bin ich ja geradezu zur Kritik verpflichtet. Ein Schaden mehr ist im Übrigen durch meine Abordnung an meinem ehemaligen Gesundheitsamt entstanden und eventuell sogar an der mir anvertrauten Bevölkerung. Denn gerade in so einer prekären Situation, in der die Gesundheitsämter am Limit sind, kann die Versetzung des Amtsleiters, der in einem gut eingespielten Team arbeitet, keine gute Idee sein.
Wie erfolgreich waren Sie rückblickend in puncto Schadensbegrenzung?

Besonders erfolgreich waren mein Team und ich bei einem Agrarbetrieb im Landkreis, wo knapp 100 Saisonkräfte positiv getestet wurden. Schnell kam die Forderung auf, den Betrieb sofort zu schließen und alle knapp 600 Beschäftigten in Quarantäne zu nehmen. Ich habe aber weder das eine noch das andere getan. Dafür hatte ich zwei gute Gründe: Zum einen verfügte der Betrieb über ein extrem gutes Hygienekonzept und die Mitarbeit der beiden Geschäftsführer war hervorragend. Zum anderen konnte ich mich vom Gesundheitszustand der Arbeitskräfte persönlich überzeugen. Wir haben jeden einzelnen gesehen und untersucht. Diese Arbeit muss man sich halt machen. Aber selbst die positiv Getesteten waren gesund und zeigten keine Symptome. Warum also hätte ich eine Schließung herbeiführen sollen? Viel eher sollte man aus dem Fall lernen. Sowohl das Hygienekonzept als auch meine Vorgehensweise hätten eine gute Blaupause für weitere Betriebe in ähnlicher Lage und andere Gesundheitsämter sein können.
Aber war das nicht ziemlich riskant? Schließlich hätte ja einer der positiv Getesteten noch später erkranken und bis dahin unerkannt andere anstecken können.

Das ganze Leben ist ein Risiko und in der Medizin gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Als Leiter eines Amtes muss man sich eine Entscheidung dieser Art zutrauen und potenzielle Gefahren vernünftig abschätzen können. Die getesteten Saisonkräfte wurden ja nicht deshalb getestet, weil sie krank waren, sondern nur, weil es das Kontaktmanagement so vorsah. Und auch kein einziger der Positiven wurde in der Folgezeit krank.

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Sirius
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