Trauerspiel
Der Tiger schreitet seine Tagesreise
Viel Meilen fort,
Zuweilen gegen Abend nimmt er Speise
Am fremden Ort.
Die Eisenstäbe: alles, was dahinter
Vergeht und säumt,
Ist Schrei und Stich und frostig fahler Winter
Und nur geträumt.
Er gleitet heim – und musste längst verlernen,
Wie Heimat sprach.
Der Käfig stutzt und wittert sein Entfernen
Und hetzt ihm nach.
Er flackert heller aus dem blinden Schmerze ,
Den er nicht nennt,
Nur eine goldne rußgestreifte Kerze,
Die glitzernd sich zu Tode brennt.
Gertrud Kolmar
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