AstraZeneca-Impfstoff: Verwirrung um Wirksamkeit bei Älteren
Der britisch-schwedische Konzern dementiert Berichte, wonach der Impfstoff nur eine Wirksamkeit von acht Prozent haben soll.
Der britische Pharmahersteller AstraZeneca hat Berichte über eine sehr geringe Wirksamkeit seines Impfstoffs bei Senioren zurückgewiesen. Berichte, dass das Mittel bei Menschen über 65 nur eine Wirksamkeit von acht Prozent habe, seien "komplett falsch", teilte ein Sprecher am Dienstagmorgen mit. AstraZeneca verwies unter anderem darauf, dass die Notfallzulassung der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) ältere Menschen mit einschließe.
Eine Studie habe gezeigt, dass der Impfstoff auch bei Senioren eine starke Immunantwort auslöse. Allerdings heißt es in dieser Studie auch, dass es wegen geringer Fallzahlen noch zu wenig Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen gebe.
Das deutsche Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass der gemeinsam von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelte Impfstoff bei Menschen über 65 Jahren nur zu acht Prozent wirksam sei. Man berief sich auf "Quellen innerhalb der deutschen Regierung".
Erst gestern hatte Gesundheitsminister Anschober verlauten lassen, er erwarte erste Lieferungen des AstraZeneca-Impfstoffs ab dem 7. Februar. Beim „Steering Board Meeting“ zur EU-Impfstoffbeschaffung gab der Chef von AstraZeneca laut einer Aussendung des Gesundheitsministeriums am Montag bekannt, dass die Zulassung des Impfstoffs voraussichtlich Ende dieser Woche erfolgen soll.
Das Präparat des britisch-schwedischen Pharmakonzerns galt lange als Star unter den Impfstoffkandidaten. Auch Österreichs Politik setzte große Hoffnungen in die Zulassung des Vakzins. Es sollte die RNA-Vakzine von Biontech und Moderna ergänzen und den Weg in die zweite Impfphase ebnen, in der sich die Menschen auch bei den Hausärzten impfen lassen können. Auch weil der Impfstoff von Astra-Zeneca, anders als die RNA-Mittel, keine extremen Minusgrade bei der Lagerung benötigt.
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https://kurier.at/wissen/wissenschaft/as...teren/401167902
Anmerkung Jens Berger: Die Zweifel an der Wirksamkeit des AstraZeneca-Imfpstoffs bei Älteren kommen nicht überraschend. In der dritten Phase der klinischen Studie waren nur 18% der Probanden über 55 Jahre alt und die Auswertung der Daten hatte mehre Fragen aufgeworfen. So war die Kontrollgruppe, die eine besonders hohe Wirksamkeit aufwies, ausschließlich mit Probanden unter 55 Jahren besetzt. In einem intransparenten Verfahren vermischte AstraZeneca dann die Studiendaten und kam am Ende zwar auf eine ausreichende Wirksamkeit, wobei allerdings vollkommen unklar ist, wie diese sich im Altersspektrum verteilt. All diese Unklarheiten scheinen die EU jedoch nicht großartig zu stören. Dort ist man stattdessen empört darüber, dass AstraZeneca nicht schnell genug liefern kann und geht bereits davon aus, dass der Impfstoff – trotz der vielen offenen Fragen – noch in dieser Woche zugelassen wird. Nun muss man sicher kein Hellseher sein, wenn man angesichts dieses politischen Drucks an der Unabhängigkeit des Prüfungsverfahrens zweifelt. Man darf aber spekulieren. Da der AstraZeneca-Impfstoff anders als beispielsweise der Impfstoff von Biontech/Pfizer nicht sonderlich aufwändig gekühlt werden muss, eignet er sich vor allem für den Einsatz in Arztpraxen und hier – so hört man – sollen ja ohnehin ab dem späten Frühjahr jüngere Menschen geimpft werden. Ein mögliches Szenario wäre also: Die Alten werden in Impfzentren mit dem „guten“ Impfstoff von Biontech geimpft und die Jüngeren in den Arztpraxen mit dem „schlechten“ Imfpstoff von AstraZeneca, der jedoch – sofern die Studiendaten stimmen – bei ihnen sogar halbwegs wirkt. Wenn da nur nicht die ungeklärten Langzeitfolgen dieses Vektorimpfstoffs wären, die ja gerade für Jüngere ein potentielles Problem darstellen. Die persönliche Impfentscheidung wird dadurch vor allem für die Jüngeren nicht eben einfacher.
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