Die alles verbindenden Dinge
Vier Frauen, viele Epochen: In ihrem Romandebüt "Adas Raum" zeigt Sharon Dodua Otoo, was sie unter einem die ganze Welt und ihre Leiden umspannenden Schreiben versteht.
Sharon Dodua Otoos Roman "Adas Raum" setzt auf eine Erzählstimme, um die es in der Literatur bisher ruhig war. Das Ich, das durch die drei Teile des Buches wandert, ist - bescheidener kann man es nicht ausdrücken - der Weltgeist: "Als Lufthauch kann ich weder gesehen noch angefasst werden." Deswegen fährt er im Verlauf des Romans in einen Reisigbesen, einen Türklopfer, die Wände eines Zimmers und einen Reisepass und durchmisst fast sechs Jahrhunderte. Aus der Perspektive dieser Gegenstände erzählt Otoo vom Leben von vier Frauen, die alle Ada heißen.
Den vier Adas mögen die Dinge stumm erscheinen, im Roman sind sie aber äußerst beredt und fiebern mit bei den Versuchen der Frauen, sich einen ganz eigenen Raum zu schaffen, eine Welt nach ihren Vorstellungen. Das durch die Epochen wandernde Ich möchte in seiner jeweiligen Form dabei helfen: "Über die Jahrhunderte hatte ich mitbekommen, wie glückliche Wesen aussahen. Der Zustand schien ansteckend zu sein. Und mit Sicherheit, dachte ich, würde es mir das Weiterkommen erleichtern, wenn ich mehr Wert auf Bejahendes legen könnte. Meine Begegnungen mit Lebenden waren immer ertragreicher, wenn ich Glücksgefühle in ihnen ausgelöst hatte."
Die scheinen zunächst rar zu sein. Die Erzählung beginnt mit Ada, die im 15. Jahrhundert in Totope in Westafrika lebt und von einer Nachbarin mit dem Reisigbesen verprügelt wird. Sie hat schon ihr zweites Kind verloren und kann sich nur schwer in die Gemeinschaft ihres Dorfes fügen. Gleich zu Beginn des Romans stößt Otoo die Tür ihrer Erzählung weit auf und gibt den Blick auf Adas Schmerz frei, der noch zunimmt, als sie von portugiesischen Kolonisatoren aus ihrem Heimatdorf verschleppt wird.
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