Der Blick des namenlosen Affen
Der bekannte Drehbuchautor Charlie Kaufman hat seinen ersten Roman geschrieben. „Ameisig“ erzählt von einem verschollenen Film und einem Helden, der kein weißer Mann mehr sein will.
Ein Kanal, der aus einem Büro direkt in den Kopf des Schauspielers John Malkovich führt – mit dieser irrwitzigen erzählerischen Idee sorgte Charlie Kaufman 1999 für Furore. Sein Drehbuch für den Film „Being John Malkovich“ wucherte mit originellen Einfällen und nahm viele Debatten vorweg, die heute unter Stichworten wie Identitätspolitik oder Geschlechterfluidität laufen.
Kaufman bewegte sich virtuos in den Grenzgebieten von Postmoderne, Videoästhetik und magischem Realismus. 2008 führte er bei „Synecdoche, New York“ zum ersten Mal selbst Regie – sein ambitioniertester Film über die Vervielfachung der Welt durch Fiktion erwies sich als kommerzieller Rückschlag. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bis der heute 62-jährige Kaufman wieder Tritt fassen konnte. Im Vorjahr erschien auf Netflix ein neuer Film von ihm: „I’m Thinking of Ending Things“. Und er wagte sich an eine neue Form: Sein Roman „Ameisig“ ist ein Versuch, die Megaromane des 20. Jahrhunderts mit der Bewusstseinsmaschine des Kinos zusammenzuführen. Kaufman schickt einen dezidiert nichtidentischen Doppelgänger, den Filmwissenschaftler B. Rosenberger Rosenberg, auf eine fantastische Reise.
Er folgt den Spuren eines Filmkunstwerks, das alle Kategorien sprengen würde, wenn es denn tatsächlich existiert hätte. Diese Woche erscheint die deutsche Ausgabe von „Antkind“ – fast 900 Seiten Kopfkino, ohne Anhalter durch eine Galaxis, die man in Anlehnung an seinen ersten großen Erfolg vielleicht am besten mit „(Not) Being Charlie Kaufman“ betiteln könnte.
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