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Doris Knecht: Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

#1 von Sirius , 26.07.2023 15:23

Doris Knecht: Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

"Ich wollte einmal ein heiteres Buch schreiben", sagt die österreichische Schriftstellerin Doris Knecht zur Begründung ihres neuen Romans "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe".
von Alexander Solloch

In einem alten Witz, den sich Theologen gern erzählen, diskutieren ein katholischer Pater, ein evangelischer Pfarrer und ein Rabbi über die Frage, wann das menschliche Leben beginne. "Wenn sich Vater und Mutter in Liebe zusammentun", sagt der Pater. "Wenn die Samen- und die Eizelle miteinander verschmelzen", sagt der Pfarrer. Aber der Rabbi wischt das alles beiseite und meint: "Das menschliche Leben beginnt, wenn der Hund tot ist und die Kinder aus dem Haus sind."

Bei Doris Knecht ist und bleibt der Hund zwar ständiger (und nebenbei: extrem liebenswürdiger) Begleiter der Erzählerin, aber der Auszug der Kinder steht bevor - ein heftiger Einschnitt im Leben von Eltern, hier: im Leben einer alleinerziehenden Mutter. Ein Einschnitt, der kaum je von der Literatur thematisiert wird. Als "Beginn des menschlichen Lebens" sieht die Mutter diese Zäsur einstweilen nicht, sondern als dramatische Veränderung. Denn wenn ihre Kinder, die Zwillinge Mila und Max, weg sind, entlassen ins erwachsene Leben, wird sie ihre dann viel zu große Wohnung aufgeben und eine bezahlbare kleinere finden müssen - ein Wahnsinn natürlich auf dem Wohnungsmarkt in Wien wie ja auch überall sonst.
Mit Ende 50 muss sie sich fragen: Ist sie also fundamental gescheitert in einer Gesellschaft, die auf Wachstum ausgerichtet ist, nicht auf Reduktion? Ist sie endgültig eine Verliererin? Sie sortiert ihr Leben, ihre Gedanken, ihre Erinnerungen - was bleibt denn eigentlich noch?

Von wem die Geschichte erzählt wird: von einer Überempfindlichen. Von einer, die immer mehr spürt als andere, mehr Schwingungen aufnimmt, und meistens überlappen die negativen die guten. Der Blick ist voller Misstrauen. Oder vielleicht auch voller Abgebrühtheit oder Realismus. Die Frau, über die ich schreibe, gibt es nicht. Sie ist ein Konstrukt, zusammengesetzt aus Erinnerungen, viele davon fehlerhaft, aus Selbstüberhöhung und Selbsthass, aus Erzählungen von anderen, aus Bildern in Fotoalben.

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Ein...,knecht128.html


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Sirius
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