„Der natürliche Zustand des Mannes ist die Resignation“
Frédéric Beigbeder ist Franzose und erzählt von der Diktatur einer Welt, in der alle witzig sein wollen. Humor ist heute zwanghaft. Ernsthaftigkeit ist verboten. Und ein bestimmter Typ Mann hat es besonders schwer.
Frédéric Beigbeder verdient seit langem sein Geld damit, sich selbst zu zerlegen. Wie kein anderer Bestseller-Autor liebt er die Selbsterniedrigung und beweist das seit vielen Jahren in Romanen und launigen Interviews, in denen er sich über sich selbst und seinesgleichen lustig macht – Alphamänner, die mal schwer angesagt waren und dann aus der Mode kamen, ohne es recht zu bemerken.
Beigbeder schreibt in der Art, wie andere Männer um sich hauen. Er sagt Sätze wie „Alles, was ich trage, muss unendlich weich sein, damit jede Frau Lust hat, mich zu streicheln“ oder „Ich hasse mich so sehr, dass ich eine Viagra einwerfen muss, um mir einen runterzuholen“ oder „Der natürliche Zustand des Mannes ist die Resignation. Er muss sich damit abfinden zu begehren, was er nicht haben wird“ und glaubt an sie. Er gibt sich viel Mühe, der Welt zu erklären, was an ihr unerträglich ist – die Werbung, der Umgang zwischen Frauen und Männern, die Medien und die sozialen Medien, die Drogen. Er macht das alles zu Büchern, die sich rebellisch anfühlen und von Leuten gelesen werden, die es toll finden, wenn einer das eigene Milieu verabscheut, obwohl er von ihm alimentiert wird und sich in ihm wie ein Fisch im Wasser bewegt.
Das Irritierende ist, dass Beigbeder bei all dem ein richtig guter Autor ist. Nicht unbedingt, was seinen Stil betrifft: Der ist schlampig, unkonzentriert, kann nicht an sich halten, dreht immer wieder larmoyant auf oder ins Kitschige ab, um dann burschikos nachzulegen, damit man ihn nicht für einen sentimentalen Sack hält. Doch Beigbeder geht in seinen Romanen sehr viel größere Risiken ein als die meisten anderen Gegenwartsautoren. Er denkt wild vor sich hin, an allen möglichen Ketten zerrend, stolpert in alle möglichen Schmerzen. Und er erzählt keine Geschichten – sondern grätscht den Geschichten, die sich die Welt über sich selbst erzählt, in den Lauf, um sie zum Stolpern zu bringen; all das, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wie er selbst dabei rüberkommt.
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