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Erinnerung ohne Augen

#1 von Sirius , 22.07.2021 16:58

Erinnerung ohne Augen

Gedichte über Demenz sind selten. Roberta Dapunt schrieb ein ganzes Buch

Zum Thema Demenz sind in den vergangenen Jahren vermehrt Romane erschienen, etwa David Wagners Der vergessliche Riese oder der äußerst lesenswerte queere Roman Haus voller Wolken von Jan Stressenreuter. Umso erstaunlicher ist, dass es bisher kaum einen eigenständigen Lyrikband gab, der sich mit Demenz-Erkrankungen auseinandersetzte.

Das ändert sich nun mit dem zweisprachigen Band die krankheit wunder | le beatitudini della malattia der Südtiroler Dichterin Roberta Dapunt, der gerade auf der ORF-Bestenliste für Dezember steht. Das Wiener Übersetzungskollektiv Versatorium um Peter Waterhouse steuert die Übertragung aus dem Italienischen ins Deutsche bei.
Dapunt dichtet auch in ihrer Erstsprache Ladinisch, die von circa 40.000 Menschen, vorwiegend in den Tälern um die Dolomiten, gesprochen wird. So ist etwa Nauz (Folio 2012) auf Ladinisch verfasst und handelt im Gros vom Schweineschlachten. Das bäuerliche Umfeld ist in Dapunts Dichtung stets präsent. Denn sie betreibt gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Bildhauer Lois Anvidalfarei, einen Bergbauernhof im Gadertal. Auch in ihrem neuen Band spiegelt sich die Erfahrung als Landwirtin wider.

Er ist in zwei unterschiedlich lange, gleich betitelte litaneien der erinnerungen aufgeteilt. In ihnen geht es allem voran um die demenzkranke Mutter, auf Ladinisch Uma genannt. Es sind Litaneien der Beobachtungen der Tochter und des lyrischen Ichs über die Mutter – samt Reflexionen, gemeinsamen Erinnerungen und Mühen. Etwa wie im Eingangsgedicht der tisch: „Wir saßen darum gewölbt beim essen zu vielt, die tafel ein geviert das kaum ausreichte und man zählte nicht die teller.“ Oder im Gedicht die waschung: „Es bergen sich bei den dämpfen im innigen wasser / die haut, dein hals, die eingeflochtenen haare.“ So auch in die labung: „Verlangsamt geht der mittag, kein klangkörper mehr, / kaum zu hören unsere labung. / Wir verweilen beisammen im lauschen unserer stille.“

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/der-freit...rung-ohne-augen


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