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Carolina Setterwall: "Betreff: Falls ich sterbe"

#1 von Sirius , 23.07.2021 17:07

Carolina Setterwall: "Betreff: Falls ich sterbe"

Voyeurismus ohne Tränen

In Carolina Setterwalls Buch "Betreff: Falls ich sterbe" wird viel geweint, aber es berührt einen seltsam wenig. Über die Grenzen des autofiktionalen Erzählens.

Die Bremsen kreischen. Es kracht, heftig. Totenstille. Dann das Heulen der Sirenen von Feuerwehr und Krankenwagen. Am Straßenrand sammeln sich Schaulustige. Entsetzen und Mitleid mischen sich mit Voyeurismus und Sensationsgier. So ähnlich geht es einem beim Lesen von Carolina Setterwalls Debüt "Betreff: Falls ich sterbe", das 2018 in Schweden erschien und schnell weltweit verkauft wurde. Der Titel des Buchs ist lakonisch und sein Stil weit vom Schlagzeilenstil der Yellow Press entfernt, aber es wird hier wie dort auf einer ähnlichen Klaviatur der Gefühle gespielt. In Setterwalls Buch, das bewusst auf eine Genreangabe verzichtet und wohl am ehesten in die Kategorie "eine wahre Geschichte" passt, entspricht das Kreischen der Bremsen dem ersten Kapitel des Buchs, "Mai 2014". Die Ich-Erzählerin Carolina sitzt auf dem Sofa und stillt ihren drei Monate alten Sohn Ivan als sie eine E-Mail ihres Partners und Vaters des Kindes erhält: "Gut zu wissen, falls ich mal den Löffel abgebe: Mein Computerpasswort ist Ivan2014. Eine ausführliche Liste befindet sich im Dokument Falls ich sterbe.rtf. Hoffen wir das Beste! LG Aksel."

Fünf Monate später, am 27. Oktober 2014, noch immer ganz am Anfang des Buchs, kracht es. Nachdem sie die Nacht wie üblich mit dem Kind im Nebenzimmer verbracht hat, geht Carolina mit Ivan auf dem Arm ins Schlafzimmer, um Aksel zu wecken. "Ivan will gerade loskrabbeln, als ich sehe, dass etwas nicht stimmt. Du liegst auf eine Weise da, wie du es sonst nie tust, wenn du schläfst. Verdreht und krumm, in vorgekippter Seitenlage, dein Gesicht ins Kissen gedrückt." Auf einmal ist klar, "Du bist nicht mehr da. Du bist tot." Später lernen wir: plötzliches Herzversagen.

Weiterlesen:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/carol...ktion-1.5357839


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