Das erste Trauerjahr: "Sterben im Sommer" von Zsuzsa Bánk
Die deutsche Autorin meditiert über den Tod ihres Vaters und die Erfahrung des Verlustes.
Am schlimmsten: / nicht im Sommer sterben / wenn alles hell ist / und die Erde für Spaten leicht." So endet eines der schönsten Gedichte von Gottfried Benn ("Was schlimm ist"). Die Schriftstellerin Zsuzsa Bánk indes findet, das Sterben passe nicht zum Sommer, für sie gehört es in den Winter. Womöglich verrät schon dies, dass es sich bei ihrem Buch "Sterben im Sommer" nicht um einen Roman, sondern um ein autobiographisches Trauerbuch handelt.
László Bánk stirbt im September 2018, und seine Tochter verarbeitet diesen Verlust und das erste Trauerjahr in einem sehr persönlichen Buch. Der Vater, einst aus Ungarn nach Deutschland gekommen, stirbt in jenem Krankenhaus in Frankfurt, in dem Zsuzsa Bánk 1965 geboren wurde. Ein Kreis schließt sich. Er ist 85 Jahre alt geworden und nach allem, was Bánk über ihn preisgibt, muss er ein Vater und Großvater wie aus dem Bilderbuch gewesen sein. Einer, für den Kinder, seien es die eigenen oder die Enkel, den Mittelpunkt der Welt markieren. Einer, von dem man das Glücklichsein lernen konnte.
Seine Tochter setzt ihm ein literarisches Denkmal. Dazuerfunden hat sie nichts, wie sie sagt. Dabei erzählt das Buch ebenso viel von ihr selbst, von ihrer eigenen Trauer, ihrem Groll gegen den Tod. Es ist der Kontrollverlust, der sie schüttelt, weil sie seinem Sterben ohnmächtig zusehen muss. Sie setzt zwar alle Hebel in Bewegung, spricht mit den Ärzten, ist rund um die Uhr Tochter, doch am Ende nutzt es nichts. "Es wird nicht mehr besser, es wird nie mehr gut." Ihr Vater stirbt.
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https://www.wienerzeitung.at/nachrichten...suzsa-Bank.html
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