Flüchtlingskinder
Das unsichtbare Sterben der Kinder
Niemand weiß, wie viele Minderjährige auf der Flucht sterben. Forscher haben jetzt erstmals Fälle gezählt. Sie warnen vor einer bislang verborgenen Tragödie.
Von Kai Biermann, Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr
Am frühen Morgen des 1. September 2018 legten zwei Schlauchboote von einem libyschen Strand ab und fuhren aufs Mittelmeer hinaus. Auf jedem der beiden Boote kauerten mehr als 160 Menschen. Ein Überlebender schilderte später, was dann geschah: "Gegen 13 Uhr verlor unser Boot Luft. Es waren 165 Erwachsene und 20 Kinder an Bord. Das Satellitentelefon zeigte, dass wir nicht weit von Maltas Küste entfernt waren. Wir baten die italienische Küstenwache um Hilfe, die ersten Menschen fielen schon ins Wasser." Als Hilfe kam, war das Boot längst gesunken. Nur 55 Menschen wurden gerettet. Unter ihnen war keines der Kinder.
Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hat den Fall dokumentiert. Es ist nur einer von vielen. Von 2014 bis 2018 ertranken im Mittelmeer mindestens 678 Kinder. So zählt es die Internationale Organisation für Migration (IOM) in einem aktuellen Bericht, der ZEIT ONLINE vorliegt. Und das sind nur diejenigen, deren Tod bekannt wurde, weil Überlebende und Zeugen davon berichten konnten. Tatsächlich müssen viel mehr Kinder umgekommen sein, sagen die Fachleute.
Drei Jahre, bevor das Boot mit den 20 Kindern unterging, hatte ein Bild der türkischen Fotografin Nilüfer Demir die europäische Öffentlichkeit schockiert. An einem Strand liegt ein kleiner Junge. Er trägt ein rotes T-Shirt und eine kurze blaue Hose. Wellen schwappen um seinen leblosen Körper. Der fünfjährige Alan Kurdi war ertrunken, als seine Familie versucht hatte, von der Türkei nach Griechenland überzusetzen.
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