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Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen

#1 von Sirius , 24.11.2022 16:05

Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen

Mohamed Mbougar Sarr überwältigt mit seinem Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“.
Ein Buch und sein Autor sind die Helden dieses Buches. Der entscheidende Verführungseffekt von Mohamed Mbougar Sarrs Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ beruht darauf, dass seine Leserinnen und Leser die lebensverändernde Wirkung von Literatur kennen oder sie zumindest ahnen. Dieses Gefühl hält einen fest in all den Strudeln, durch die man lesend gerissen wird. Manchmal erscheint das Buch so logisch wie ein guter Krimi, manchmal brennt es wie eine große Liebesgeschichte, oft greift der Autor in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart.

„Die geheimste Erinnerung der Menschen“ hat 2021 den wichtigsten Literaturpreis Frankreichs bekommen, den Prix Goncourt. Es handelt sich hier um ein dermaßen funkelndes Werk, dass man zunächst geblendet wird, wenn man versucht, es zu durchschauen. Man muss es nicht durchschauen, man kann darin versinken. Mohamed Mbougar Sarr, 1990 in Dakar im Senegal geboren, arbeitet mit Überwältigung, er feiert das Lesen, die Macht der Bücher. Und er zeigt eine unberechenbar fiese Seite des Literaturbetriebs.
Der Ich-Erzähler, ein junger Senegalese am Anfang einer schriftstellerischen Karriere in Paris, ist auf der Suche nach einem Mann namens T. C. Elimane, Autor des Buches „Das Labyrinth der Unmenschlichkeit“. Dieses, erfährt man, wurde nicht lange nach seinem bejubelten Erscheinen 1938 wieder vom Markt und aus den Bibliotheken genommen. Für alle Beteiligten ein Einschnitt.

Ein langes Zitat des chilenischen Autors Roberto Bolaño (1953-2003) eröffnet „Die geheimste Erinnerung der Menschen“. Der große chilenisch-spanische Autor konnte vertrackte Geschichten sehr klug erzählen, Verbrechen und ihre Wurzeln sogartig bis zum Schwindelgefühl darstellen. Das will Mohamed Mbougar Sarr auch.

Sarr legt auf den ersten Seiten eine verlockende Spur aus. Sein Erzähler begegnet 2018 (Frankreich war gerade zum zweiten Mal Fußballweltmeister geworden) einer höchst attraktiven Schriftstellerin mit ironisch gespitzter Zunge. Dass sie das sagenumwobene Buch besitzt, es dem jungen Mann gibt und ihn zum Gespräch darüber einlädt, ist ein früher Schlüsselmoment im Roman. Sie sagt rätselhaft: „Der Zufall ist nur ein Schicksal, das man nicht kennt, ein mit unsichtbarer Tinte geschriebenes Schicksal.“
Die Begegnung mit der möglichen Vertrauten T. C. Elimanes und mit dem Buch – einer „Geschichte, die man unmöglich zugleich erzählen, vergessen und verschweigen kann“ – wird das Fundament eines vielschichtigen Romangebildes. Sarr baut es aus Teilen in unterschiedlichen Stilen und literarischen Techniken wie Tagebüchern, Briefen, Monologen, poetischen und szenischen Elementen. Er führt von Paris nach Amsterdam, in den Senegal und nach Argentinien. Manch ein Scharnier zwischen den Unterkapiteln hakt etwas, weil der Autor es mit Details überlastet. „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ ist zweifelsohne ein großes Buch, aber wirklich eines für leidenschaftliche Leser.

Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen. Roman. Dt. v. Holger Fock/Sabine Müller. Hanser 2022. 450 S., 27 Euro.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/moham...t-91932102.html


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Sirius
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