MEHR RENTE OHNE PRIVATISIERUNG
Das System der Alterssicherung ist in jedem Land anders konstruiert, was Vergleiche anhand globaler Kennziffern schwierig macht. Lösen lässt sich das Problem, indem man Musterbiografien konstruiert und die Rentenansprüche fiktiver, aber typischer Personen berechnet. So zeigt sich, welches System das leistungsstärkere ist. Auf diese Weise haben WSI-Forscher Florian Blank und Erik Türk von der Arbeiter- und Angestelltenkammer Wien die deutsche Rente mit der österreichischen Pensionsversicherung verglichen. Dabei haben sie nicht nur den „Eckrenter“ mit langer, lückenloser Erwerbsbiografie betrachtet, sondern auch Lebensläufe modelliert, die durch Arbeitslosigkeit oder Erziehungsphasen geprägt sind. Sie kommen zu dem Schluss, dass Österreichs staatliches Umlagesystem „in jeder Konstellation deutlich höhere Leistungen gewährt“.
Ein Vergleich des deutschen Systems mit dem österreichischen ist nach Ansicht der Wissenschaftler besonders aus einem Grund aufschlussreich: Beide ähnelten einander ursprünglich stark. Aber die österreichische Pensionsversicherung wurde „fortentwickelt“, etwa durch die Einbeziehung von Selbstständigen, während die gesetzliche Rente in Deutschland zum „Teil eines weiter gefassten Versorgungsmixes degradiert“ wurde. „Aus der Gegenüberstellung lässt sich ablesen, welche Möglichkeiten für die Stärkung und Weiterentwicklung der deutschen Rentenversicherung bestehen – etwa ein Ausbau zur Erwerbstätigenversicherung“, so WSI-Rentenexperte Blank.
Um wie viel höher die gesetzlichen Renten in Österreich ausfallen, zeigen die folgenden Beispiele. Zunächst der in der Realität immer seltener auftretende Standardfall: eine Person mit durchschnittlichem Verdienst und 45 Berufsjahren. Nach den aktuell geltenden Regelungen würde diese Person, wenn sie kürzlich angefangen hätte zu arbeiten, in Deutschland später einmal eine Rente bekommen, die knapp 39 Prozent ihres vorherigen durchschnittlichen Bruttoeinkommens entspricht. In Österreich läge der Wert, die sogenannte Brutto-Ersatzrate, hingegen bei fast 78 Prozent.
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https://www.boeckler.de/de/boeckler-impu...erung-36211.htm
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