"Serge" von Yasmina Reza
"Drei Geschwister, jüdisch und sehr französisch, werden trotz ihres Widerwillens auf eine Art Identitätssuche geschickt. In für sie typischen, brillanten Dialogen lotet Yasmina Reza den Mythos Familie und einen fragwürdigen Erinnerungskult aus. Eine Rezension von Jutta Duhm-Heitzmann.
Was verbindet sie eigentlich, die Geschwister Popper? Serge, den Ältesten, windiger Unternehmensberater und ewig scheiternden Frauenheld; Jean, den Ich-Erzähler, sanft und bindungsscheu; und Nana, die Jüngste, mit einem Mann verheiratet, den sie ständig gegen den Spott der Brüder verteidigen muss. Alle drei nur zusammengehalten durch das familiäre Gefüge, voran die Mutter – bis zu deren Tod.
"Seit sie gestorben ist, sind die Dinge aus dem Ruder gelaufen. Diese Kuddelmuddelkiste, unsere Familie, die hast du geschaukelt, Omi, sagte meine Nichte Margot auf dem Friedhof."
"Unsere Familie": jüdisch, aber nicht religiös. Ungarische Wurzeln, aber assimilierte Franzosen mit kaum Erinnerung an das Vorher. Einst weitverzweigt, jetzt auf eine kleine Gruppe reduziert, weil so viele im KZ ermordet worden sind.
"Meine Mutter sprach nie davon. Die Nicht-Zugehörigkeit zur jüdischen Welt war in der Welt der Verfolgten ein Bestandteil der DNS geworden. Meine Mutter hatte einen wenig in unsere Zeit passenden Reflex: Um nichts in der Welt wollte sie Opfer sein."..."
https://www1.wdr.de/kultur/buecher/reza-serge-104.html
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