Katz und Maus zwischen Vorder- und Hinterhaus
Schon wieder ein guter Roman aus Frankreich: Serge Joncours «Lehn dich an mich» erzählt von einem ungleichen Paar.
Ein subtiler, genau und geruhsam erzählter Roman, der eine höchst eigenwillige Spannung erzeugt. «Lehn dich an mich» ist das erste Buch des 58-jährigen Franzosen Serge Joncour, das auf Deutsch erscheint. Sein dem Original «Repose-toi sur moi» nachempfundener deutscher Titel klingt nach Seelentrost. Darum geht es mitunter auch, vor allem aber um die Begegnung zweier Menschen aus völlig verschiedenen Welten. Zwar teilen sie ihre Pariser Adresse, doch der Einzelgänger Ludovic wohnt dort im heruntergekommenen Hinterhaus, Aurore mit ihrer Familie dagegen im luxuriösen Vorderhaus.
Mit seiner massigen Gestalt flösst der Hüne Ludovic anderen schnell einmal Angst ein. Der eher wortkarge Bauernsohn aus dem Südwesten hatte nach dem Tod seiner Freundin den elterlichen Hof seiner Schwester und seinem Schwager überlassen und war ins Ungewisse aufgebrochen. In Paris hat er als Schuldeneintreiber eine neue, doch einsame Existenz gefunden. Eigentlich erträgt er das Grossstadtleben nicht und zieht sich nach getaner Arbeit, bei der er auch mal Milde walten lässt, in seine Klause zurück.
Die Modeschöpferin Aurore vom Vorderhaus lebt auf grossem Fuss. Sie betreibt ihr eigenes Label, wird aber von ihrem Geschäftspartner hintergangen, der für die Firma eigene Pläne hat. Ihr Mann, ein Amerikaner, jongliert mit Millionen und ist mehr im Flugzeug unterwegs oder am Smartphone als bei den Seinen. Er gibt Aurore Sicherheit, doch es fehlt ihm an Empathie.
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