Angriffe wegen Corona
Die Pandemie der Gewalt
Aggressive Maskenverweigerer sind ein tägliches Risiko für alle, die die Corona-Regeln durchsetzen. Unsere Recherche zeigt: Allein 2021 gab es mindestens 308 Verletzte.
Es geschieht nahezu täglich: Ein Fahrgast bittet einen anderen, eine Maske zu tragen – der schlägt ihm eine Flasche an den Kopf. Ein Polizist weist auf die geltenden Corona-Regeln hin und wird mit einem Messer bedroht. Eine Verkäuferin bittet einen Maskenlosen, den Laden zu verlassen, der bricht ihr die Nase. Attacken und Übergriffe, die von Gegnern der Schutzmaßnahmen ausgehen, sind für sehr viele Menschen zum gefährlichen Alltag geworden.
Mehr als 300 gewalttätige Angriffe im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen der Pandemie hat es nach Recherchen von ZEIT ONLINE im Jahr 2021 in Deutschland gegeben. Sie geschahen in Bussen und Bahnen, beim Bäcker, im Supermarkt, auf Demonstrationen. Fast 600 Verdächtige haben dabei mindestens 308 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Die Daten sind nicht vollständig. Es gibt keine offiziellen Statistiken darüber, wie oft es im Streit über Masken und Abstand zu Gewalt gekommen ist. Die Sammlung zeigt lediglich, was ein Team von ZEIT ONLINE in wochenlanger Arbeit in offen zugänglichen Quellen finden konnte. Auch wenn es aufgrund der schieren Anzahl der Meldungen nicht möglich war, jeden Fall einzeln zu recherchieren, ergibt ihre Gesamtheit ein klares Bild.
Es gab zahlreiche Faustschläge und Fußtritte, teils kamen Waffen zum Einsatz. Wir haben aber auch Anschläge auf Teststationen und sogar auf einen ICE aufgeführt. In praktisch jedem der hier dokumentierten Fälle haben die Täterinnen und Täter zumindest in Kauf genommen, jemand anderen zu verletzen. Unter ihnen finden sich Alte wie Junge, Männer wie Frauen. Fast immer eskaliert die Situation sehr schnell, nicht selten spielen Alkohol und andere Drogen eine Rolle. Doch Rauschmittel können die Menge der Taten und die niedrige Hemmschwelle der vielen Täter und Täterinnen allein nicht erklären.
In vielen Fällen dürfte es bloßes Glück gewesen sein, dass nichts Schlimmeres passierte, dass niemand noch schwerer verletzt wurde oder gar gestorben ist. Was auch zeigt, dass der Mord an Alex W. in Idar-Oberstein nur das extremste Beispiel einer gesellschaftlichen Entwicklung ist. Diese Sammlung beleuchtet dabei nur einen Teil der Gewalt, die täglich in Deutschland verübt wird, wenn es um Masken und Corona geht. Doch sie zeigt, dass es keine Einzelfälle sind. Zwei Jahre Pandemie haben offenkundig auch unter bis dahin unauffälligen Bürgern und Bürgerinnen ein beunruhigendes Maß an Härte und Kälte freigelegt.
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https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges...aleugner-gewalt
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