Wenn Einseitigkeit zur Tugend wird: Medien in der Corona-Pandemie
Zwei Studien nehmen die Arbeit der Medien in der Pandemie unter die Lupe: Einseitig sei sie gewesen; das sei aber nicht unbedingt ein Problem
Wenn in der Corona-Pandemie von Propaganda die Rede ist, dann wird meist nicht von den großen Medien und der Bundesregierung gesprochen, sondern von deren Kritikern aller Schattierungen, die sich auf sehr unterschiedlichem Niveau im Internet äußern. "Gerade in den sozialen Medien ist viel Propaganda von Impfunwilligen und Verschwörungstheoretikern betrieben worden", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) im September zu Schülern in Berlin und gab damit ein Beispiel dafür.
Wenig untersucht blieb dagegen die Rolle der Medien in der Pandemie. Waren sie auf Regierungskurs? Haben sie die staatlichen Maßnahmen unreflektiert und unkritisch unterstützt? Bislang wurde zwar viel behauptet, aber es klaffte bei diesen Fragen eine große Forschungslücke. Zwei Studien, die am Montag von der Rudolf-Augstein-Stiftung vorgestellt wurden, schließen sie - zumindest teilweise. "Follow the science - aber wohin: Welche Schlüsse ziehen Medien, Wissenschaft & Politik aus der Corona-Krise" lautete der Titel der Veranstaltung.
Die empirische Untersuchung "Einseitig, unkritisch, regierungsnah?" warf einen Blick auf die Berichterstattung von elf Leitmedien, darunter Online-Angebote von FAZ, Süddeutsche Zeitung, Welt, Bild und Spiegel sowie vier Fernsehnachrichten-Formate wie Tagesschau von der ARD oder heute vom ZDF. Mehr als 5.000 Beiträge aus dem Zeitraum von April 2020 bis April 2021 wurden von den Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und der Ludwig-Maximilians-Universität München ausgewertet.
Die Studie wirft unter anderem die Frage auf, wohin sich die Medien und der Journalismus entwickeln. Lange galten die Medien als "vierte Gewalt" im Land, als eine Instanz, die der Politik und den Mächtigen genau auf die Finger schaut und prüft, ob Grundrechte eingehalten werden. "Wir sind eine Gewalt, die die Öffentlichkeit so informiert, dass sie weiß, wohin es gerade mit ihrem Staat geht", sagte einmal die Journalistin Jagoda Marinić.
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https://www.heise.de/tp/features/Wenn-Ei...ie-6262912.html
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