WIE REAGIEREN PLATTFORMEN AUF PROBLEMATISCHE INHALTE?
Auf Discord und Steam sind viele Gamer:innen unterwegs, aber auf den Plattformen werden immer wieder rassistische, antisemitische und NS-relativierende Inhalte verbreitet. Ein Praxistest, wie Plattformen auf Menschenhass reagieren: Der folgende Text ist ein Auszug aus der Broschüre Unverpixelter Hass: Toxische und rechtsextreme Gaming-Communitys.
Das Projekt-Monitoring von „Good Gaming – Well Played Democracy“ hat die Aufgabe, Phänomene rund um Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Gaming-Communitys und Gaming-Kontexten zu beobachten, Narrative zu verfolgen und das Ausmaß von Problemfeldern zu umreißen. Hierbei gilt es, die die Gaming-spezifischen Begrifflichkeiten, Memes und Erzählungen zu verstehen und konkret einzuordnen. Im Folgenden werden die zwei großen Problemfelder toxische Gamer:innen und rechtsradikale Gamer:innen aufgezeigt und erläutert. Zum Abschluss werden exemplarisch Ergebnisse aus dem Monitoring zusammengefasst, mit besonderem Fokus auf Discord und Steam.
Wir unterscheiden bei der Beobachtung von Gaming-Communitys grundlegend zwischen zwei Problemfeldern: toxische Gamer:innen und rechtsextreme Gamer:innen. Zur ersten Gruppe gehören Spieler:innen, die beispielsweise politisch inkorrekte Sprache benutzen und sexistische oder rassistische Narrative wiedergeben, aber dadurch noch nicht als rechts extrem eingestuft werden können. Die zweite Gruppe sind Rechtsextreme, die Gaming bewusst einsetzen, um ihre Ideologie zu verbreiten, also nicht nur Narrative wiederholen, sondern diese systematisch (ein)setzen. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass auch toxische Gamer:innen ein Klima erzeugen können, in dem sich andere, insbesondere marginalisierte Gamer:innen, nicht sicher fühlen oder vollkommen ausgeschlossen werden. Es ist natürlich nicht in jedem Fall möglich einzuordnen, zu welcher Gruppe ein:e User:in gehört. Die Unterscheidung ist dennoch wichtig, da Rechtsextreme gezielt Strategien verfolgen, die verstanden werden müssen, um angemessen darauf reagieren zu können.
Es lassen sich drei unterschiedliche Strategien beobachten, mit denen Rechtsextreme Gaming-Communitys benutzen: Vernetzung, die Strategie der sogenannten „Metapolitik“ und das Einsetzen einer Gaming-Ästhetik. Rechtsextreme nutzen Gaming-Plattformen, um sich zu vernetzen, Wissen auszutauschen und gemeinsame Aktionen zu organisieren. Diese Strategien laufen häufig über halböffentliche Plattformen, beispielsweise über Discord-Server, Steam-Gruppen oder private Subreddits. Dank der Koordination auf solchen Plattformen können Online- Diskurse gezielt überwältigt werden, so erscheint die eigentlich kleine Zahl der Rechtsextremen als eine deutlich größere – dazu später mehr.
Die Neurechten verfolgen außerdem eine Strategie, die sie selbst „Metapolitik“ nennen. Es geht ihnen insbesondere darum, vorpolitische Räume mit ihren Themen zu besetzen. Das lässt sich auch in Gaming-Communitys beobachten, so gibt es beispielsweise zahlreiche Discord-Server und Steam-Gruppen, die sich gegen die vermeintliche „degeneracy“ (deutsch „Entartung“) der modernen Gesellschaft wenden. Gemeint damit sind meist Teile der LGBTQI+-Community, vorwiegend Transgender-Personen, aber auch eine allgemeine Abkehr von klassischen Genderrollen und der idealisierten Kernfamilie. Rechtsextreme Spieleproduktionen sind eher selten. Häufiger dagegen: ideologische Spielmodifikationen, die beispielsweise alle nicht-weißen Personen aus einem Spiel entfernen oder explizite Referenzen zu Attentaten wie Christchurch beinhalten. Auch gibt es zahlreiche Modifikationen speziell für Kriegssimulationen und Strategiespiele, die den Nationalsozialismus samt Symbolen, Namen und gelegentlich Taktiken und Zielsetzung spielbar machen.
Weiterlesen:
https://www.belltower.news/good-gaming-w..._eid=7a83bdcc66
Reset the World!
Beiträge: | 27.291 |
Registriert am: | 02.11.2015 |
Ein eigenes Forum erstellen |