Bevölkerungsschutz
Deutschland testet den Ernstfall
Fehlende Sirenen, Computerpannen: Der erste bundesweite Warntag vor zwei Jahren war ein Fiasko. Am Donnerstag wird erneut die höchste Alarmstufe simuliert - und viele Menschen wieder nicht erreichen.
Er sollte eigentlich vor einer Katastrophe warnen und wurde selbst zu einer. Beim ersten bundesweiten Warntag seit der Wiedervereinigung ging vor gut zwei Jahren so ziemlich alles schief. Ein großer Teil der Bevölkerung bekam vom großen Testalarm überhaupt nichts mit. Sirenen fehlten, blieben stumm oder heulten verspätet. Warn-Apps meldeten sich wegen überlasteter Server nicht oder viel zu spät. Den damaligen Chef des zuständigen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz kostete die Blamage den Job.
An diesem Donnerstag um 11 Uhr soll es nun wirklich laut werden im ganzen Land. Zwölf Sekunden lang sollen Sirenen heulen. Und auch in Deutschlands Büros und Wohnzimmern soll der zweite Warntag dieser Art nicht zu überhören sein. Die Behörden werden nicht nur erstmals Textnachrichten auf die Handys der Deutschen schicken. Damit möglichst viele den Test bemerken, wird auch noch ein lauter Ton Alarm schlagen, hinzu kommen die Vibration des Mobiltelefons und ein Lichtsignal. Eine App ist für den Empfang nicht nötig. Cell Broadcast nennt sich die Technik, mit der die Behörden alle Handys in einer Funkzelle anfunken können.
Für die Behörden geht es um einen wichtigen Test. Denn die Handynachrichten werden erstmals bundesweit eingesetzt, bevor die Cell-Broadcast-Technik ab Februar dauerhaft zur Verfügung steht. Die Behörden wollen prüfen, ob die Informationsketten und die Technik funktioniert, um Menschen im Notfall so mit den schnellen und präzisen Nachrichten zu warnen. Die Warnungen sollen auch über 100 Fernseh- und Radiosender, Warn-Apps wie Nina und selbst in Durchsagen und auf Anzeigetafeln der Deutschen Bahn laufen.
Wie wichtig schnelle Informationen auf allen möglichen Kanälen sein können, hatten die Überschwemmungen in Deutschland im Sommer 2021 auf tragische Weise gezeigt. Damals waren viele Betroffene in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz nicht rechtzeitig gewarnt worden. In den Fluten starben fast 200 Menschen. Die für Bevölkerungsschutz zuständigen Behörden hatten sich seither vorgenommen, vieles besser zu machen.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/warn...dcast-1.5709743
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