Vom alten Mann
Rudolf Alexander Schröder
Mit altem Mann geht's wunderlich:
Hat viel gelernt, muss viel verlernen.
Ihm ist, als wollt sein eigen Ich
Sich leis aus ihm entfernen.
Des Abschiednehmens lichte Zeit
Verzehrt das flockichte Gewimmel;
In goldner Wölbung hoch und weit
Blaut über ihm der Himmel.
Noch weist zu Füßen mir die Flur,
Als wär's durch Spiegel des Geschehens,
Die alt-vertraute Zauberspur
Des Kommens und des Gehens.
Die alt-vertraute Zauberspur,
Trotz alles Haderns, Zorn und Grämens
Geliebt, warum? - Und ist doch nur
Die Spur des Abschiednehmens.
O Abschiednehmen, goldne Zeit,
Gern bin ich deines Winks gewärtig,
Vom Ziel des Weges nicht mehr weit
Und dennoch reisefertig!
Mir altem Mann geht's wunderlich,
Hab viel verlernt, muss Neues lernen. –
S'ist an der Zeit: befreunde dich
Der Nacht und ihren Sternen.
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