Monument des weißen alten Mannes
Schon beim Erscheinen vor sechzig Jahren war es ein Skandal. Könnte Vladimir Nabokovs berühmtes Buch über den Missbrauch eines Kindes heute noch so erscheinen? Eine Erstlektüre in Zeiten von #MeToo.
Fünf amerikanische Verleger hatten das Manuskript abgelehnt, dann kam Walter Minton, der junge Verleger von Putnam, und druckte „Lolita“. Sechzig Jahre ist das jetzt her. Auf einer Party hatte Minton eine Revuetänzerin kennengelernt, auf deren Sofa er später eingeschlafen war, sie hieß Rosemary Ridgewell. Als er mitten in der Nacht wieder aufwachte, lag da auf dem Tisch Nabokovs Buch – in jener gekürzten Ausgabe, die drei Jahre vorher bei Olympia Press erschienen war, einem englischsprachigen Verlag für Erotika in Paris. Minton, so hat er es neulich dem „New Yorker“ erzählt, las bis zum Morgengrauen – und er war fest entschlossen, dieses Buch zu drucken.
Er schrieb sofort einen Brief an Vladimir Nabokov, der seit 1940 in den Vereinigten Staaten lebte und als Professor an der Ivy-League-Universität Cornell in Ithaca russische und europäische Literatur unterrichtete. Nabokov war damals ein kaum bekannter Schriftsteller, die Familie war nach der russischen Revolution nach Westen geflohen, Nabokov studierte in Cambridge, lebte zeitweilig in Berlin, floh dann vor den Nazis nach Frankreich und weiter nach Amerika. Seit 1940 schrieb er nur noch auf Englisch. In einem Schneesturm flog Minton zu ihm nach Ithaca – und dann, als sie sich einig waren, auf dem Weg zur Frankfurter Buchmesse weiter nach Paris: um dem Verleger von Olympia Press, Maurice Girodias, die Rechte von „Lolita“ abzuhandeln.
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