Greenwashing in der afrikanischen Savanne
Um klimaneutral zu werden, setzen Firmen wie Netflix jetzt auf den Schutz von Böden. Ein Prestigeprojekt legt nahe, dass sie dabei Millionen für wenig Nutzen ausgeben.
Die Landschaft im Norden Kenias ist atemberaubend schön. Prinz William nutzte sie als Kulisse für seinen Heiratsantrag. Mit seiner Kate weilte er in einem Safaripark namens Lewa nahe dem berühmten Mount Kenia. Der Park und seine Luxuslodge sind bekannt für wilde Tiere und prominente Gäste. Auch Schwedens Prinzessin Victoria, Ex-Premier Boris Johnson und Rockstar-Koch Anthony Bourdain waren schon hier, um Giraffen und Nashörner zu bestaunen.
Mittlerweile aber liefert diese Landschaft noch etwas anderes, wovon Leute aus dem Westen nicht genug bekommen können: CO₂-Zertifikate. Mit der Luxuslodge eng verbunden ist der Northern Rangelands Trust (NRT). 1,8 Millionen Tonnen CO₂ will er jedes Jahr der Atmosphäre zu entziehen, indem er die Hirten im Hinterland der Lodge zu einem "traditionellen nomadischen Weidesystem" bewegt. Konzerne wie Netflix, Salesforce, Meta (Facebook) oder Beiersdorf kaufen dafür Zertifikate.
Doch nun gibt es Zweifel, ob die Zertifikate des Vorzeigeprojekts halten, was sie versprechen. Ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Survival International stellt vor allem die Annahmen des Projekts und seine Messmethoden infrage. Im Zentrum stehen dabei einmal mehr die Standards von Verra, dem größten Zertifizierer auf dem freiwilligen Emissionsmarkt.
Wenn Unternehmen ihre selbst gesteckten Klimaziele erreichen wollen, müssen sie ihre Emissionen oft mit CO₂-Zertifikaten kompensieren. Die Natur ist dabei ein wichtiger Partner, insbesondere der Schutz von Wäldern. Die Branche boomt, setzt mittlerweile jährlich eine Milliarde um – und steckt in einer tiefen Krise. Eine Recherche der ZEIT, des Guardian und von SourceMaterial legte jüngst nahe, dass diese Waldschutzzertifikate größtenteils wertlos für das Klima sind.
Neben den Wäldern etabliert sich jedoch eine zweite Art von Naturschutzzertifikaten. "Soil Carbon" nennen sie sich: Bodenkohlenstoff. Die Idee dahinter ist, Landwirtschaft so zu ändern, dass Böden und ihre Vegetation mehr Kohlenstoff speichern. Unter den "natürlichen Klimalösungen" könnte Bodenkohlenstoff künftig 25 Prozent ausmachen, schätzt eine Studie in Nature Sustainability. Sechs Gigatonnen CO₂ würden sie demnach jedes Jahr kompensieren. Das sind mehr als die Emissionen der USA. Auf dem Emissionsmarkt sind die Zertifikate auch deshalb attraktiv, weil Böden der Atmosphäre aktiv CO₂ entziehen, anstatt es nur zu vermeiden.
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