Plötzlich bist Du das Problem
Gerichte nehmen Frauen ihre Kinder weg, wenn sie häusliche Gewalt und Missbrauch schildern. Mehrere Betroffene berichten über ihre verzweifelte Lage, darunter die Ex-Partnerin eines ehemaligen Bundesliga-Profis. Über Drohungen, Schläge und Manipulation. Eine Recherche von CORRECTIV und Süddeutscher Zeitung.
Eine Frau verschwindet, mit ihren zwei Kindern. Sie leben nun in einer ruhigen Siedlung, wo sie niemand kennt. Aber Marina Blum weiß, dass ihr Ex-Mann sie sucht und die Polizei nach ihnen gefahndet hat. Und wenn sie sie finden, dann war alles umsonst.
Blum sitzt in einer engen Küche, den Rücken zum Fenster. Sie hat ihrem Sohn die Kopfhörer vom Tablet übergezogen. Die Tochter liegt mit einer Erkältung im Bett, die Mutter sagt: „Ich habe lange nachgedacht: Machst du das oder machst du das nicht?“, sagt sie. „Wenn es eine andere Option gegeben hätte, hätte ich sie genommen.“
Marina Blum ist auf der Flucht, vor ihrem Ex-Mann und vor den Behörden. Ein Jahr lang hat sie vor Gericht gekämpft immer mit dem Gefühl, nicht gehört und nicht ernst genommen zu werden – egal, was sie vorbrachte: „Ich hatte Angst um meine Kinder.“ Mehrfach hat sie versucht, die Gerichte mit ihren Hinweisen zu erreichen.
Viele ihrer Aussagen sind in den Gerichtsakten dokumentiert, sie behauptet: Psychoterror, massiver Druck, Kameras im Haus. Aber es könnte noch etwas Schlimmeres passiert sein: Zuletzt verdichtete sich ihr Verdacht, dass der Vater die Tochter sexuell missbraucht haben könnte. „Ich habe das Gefühl, dass mir aufgrund des Status des Vaters gar nicht erst geglaubt wird“, sagt sie. „Egal was ich sagte, es wurde nicht für voll genommen.“
Ihr Ex-Mann weist auf Anfrage von CORRECTIV und Süddeutscher Zeitung (SZ) alle Vorwürfe von psychischen oder physischen Misshandlungen der Kinder über seinen Anwalt zurück: Er spricht von „monströsen falschen Beschuldigungen“, von „widerlichen Lügen“: Als Motiv für die nach seiner Darstellung falschen Aussagen führt er einen Gerichtsbeschluss von Ende Januar an, wonach die Kinder dauerhaft beim Vater leben sollten. Da habe Blum „die Keule Pädophilie herausgeholt und zugeschlagen“. Sie verstecke die Kinder und verstoße damit gegen richterliche Anordnungen, sie müsse beide sofort zurückbringen.
Marina Blum heißt eigentlich anders. Sie wollte offen und unter echtem Namen sprechen. Aber sie zu nennen, würde bedeuten, dass die Identität ihres Ex-Partners bekannt würde. Dagegen spricht die Unschuldsvermutung. Die Vorwürfe gegen ihn sind gravierend.
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https://correctiv.org/aktuelles/haeuslic..._eid=7a83bdcc66
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