Klassenkampf
Umverteilung geht voran
Reallohnverluste 2022 so hoch wie nie. Deutsche Konzerne dagegen mit Rekordprofiten
Das Projekt Massenverarmung in der BRD läuft auf Hochtouren. Den jüngsten Beweis dafür lieferte das Statistische Bundesamt am Donnerstag: Im vergangenen Jahr sind der Behörde zufolge die Reallöhne um ganze vier Prozent im Vergleich zu 2021 gesunken. Das ist der stärkste Kaufkraftverlust seit Beginn der Statistik im Jahr 2008 und zugleich das dritte Minus in Folge. Denn auch in den Coronajahren 2020 (minus 1,1 Prozent) und 2021 (minus 0,1 Prozent) mussten die Lohnabhängigen Einbußen hinnehmen.
Der Grund für den traurigen Rekord in Sachen Reallohnverlust ist die durch den Wirtschaftskrieg des Westens angeheizte Inflation. So stiegen die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr um durchschnittlich 6,9 Prozent und damit deutlich stärker als die Löhne, die einschließlich Einmalzahlungen nur um 2,6 Prozent zulegten. Ärmere Menschen waren von der Inflation besonders stark betroffen, da 2022 vor allem die Preise bei Produkten des täglichen Bedarfs explodierten. Bei Butter erhöhten sie sich um 39,1 Prozent, bei Molkereiprodukten und Eiern um 19,7 Prozent. Heizöl und Erdgas verteuerten sich sogar um jeweils 87 und 64,8 Prozent.
Während für Beschäftigte das Jahr 2022 also historisch schlecht ausfiel, kletterten im selben Zeitraum die Profite der deutschen Konzerne auf ein noch nie dagewesenes Niveau. Die hundert größten Unternehmen des Landes konnten allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres ihren Umsatz um 30 Prozent auf den Rekordwert von 1,8 Billionen Euro steigern, ergab eine EY-Untersuchung. Aktionäre deutscher Konzerne werden laut Schätzungen für 2022 insgesamt 75 Milliarden Euro an Dividenden kassieren – auch das ein Rekord.
Große Konzerne sind damit die großen Gewinner der Inflation. Das liegt daran, dass sie ihre Preise wesentlich stärker erhöhen, als es die tatsächliche Entwicklung der Kosten »rechtfertigen« würde. Laut einer am Montag veröffentlichte Studie des Kreditversicherers Allianz Trade sind beispielsweise mehr als ein Drittel der Preisanstiege bei Lebensmittel nicht auf die Inflation, sondern auf den »Profithunger« zurückzuführen.
Obwohl die Umverteilung von unten nach oben immer weiter voranschreitet, bleibt die Zahl der Streiks in der BRD im internationalen Vergleich auf einem niedrigen Niveau, so die am Donnerstag vorgestellte jährliche Arbeitskampfbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
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