Gudrun Seidenauer: Libellen im Winter
Gudrun Seidenauers Roman„Libellen im Winter“erzählt von der Freundschaft dreier Frauen – realistisch und ungekünstelt und dennoch hoch artifiziell.
Im Krieg geschehen furchtbare Dinge. Und leider auch danach. Grete arbeitet als Dolmetscherin für die Amerikaner. Es gibt einen toten GI außerhalb Wiens, die Sache muss untersucht werden, Grete soll übersetzen. In der Hand des Toten findet sie ein Büschel blondes Haar. Und beginnt die Frau zu suchen, der es ausgerissen worden ist.
Es ist das Haar von Vera. Sie hat sich gewehrt, als ihr der Mann Gewalt antut, da ist es passiert, ein Unfall. Oder hat doch Vera den GI getötet? Von ihrer Familie gibt es keine Hilfe. Die Großmutter sagt, das sei auch anderen passiert. Gemeint ist: Sei nicht so zimperlich. Das wird nicht ausgesprochen und ist dennoch klar. Überhaupt wird viel ausgespart in Gudrun Seidenauers Roman, der in der Nachkriegszeit beginnt.
Vera zieht nach Wien zu Mali, die ein Kind hat, den kleinen Robert, auf den Vera aufpassen soll, wenn Mali zur Arbeit geht. Mali muss Geld verdienen, denn Vater gibt es keinen.
Nicht nur Vera, sondern auch Mali und die Dolmetscherin Grete hüten ein Geheimnis, das sie um Kopf und Kragen bringen könnte. Sie müssen darauf vertrauen, dass die beiden anderen Frauen nichts ausplaudern. Und das tun sie, denn die drei verbindet eine feste Freundschaft. Die ist das eigentliche Thema dieses wunderbaren Romans. Das könnte kitschig sein, ist es aber nicht, im Gegenteil. Es ist nämlich nicht die platte Botschaft, dass die Liebe scheitern kann, Freundschaft aber Bestand hat. Solch ein Zusammenhalt ist ein seltenes Phänomen. So selten wie Libellen im Winter.
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