Carter Bays: Freunde von Freunden
Dem Debütroman von Carter Bays fehlt die Leichtigkeit, mit der der Autor in den besten Folgen seiner Sitcom "How I Met Your Mother" verschiedene Erzählstränge verwoben hat.
Guten Morgen. Es sind noch 91 Tage bis zum Test.
Jeder Tag beginnt für Alice, Ende 20, mit so einer Nachricht auf dem Handy. Jahrelang ist sie durchs Leben gedriftet, jetzt will sie aber Ernst machen und Medizin studieren - und lernt für den Eignungstest. Das heißt, sie würde lernen, aber es gibt immer einen guten Grund sich abzulenken.
Erstes Kapitel: Organische Chemie. (…) Alice brauchte Musik. Nein, sie brauchte nicht einfach Musik, sie brauchte einen neuen Lernmix. Sie griff zum Handy. (…) Sie saß da, mit Stöpseln in den Ohren ganz in ihrem Element, browste durch den iTunes-Store, (…) Schließlich hatte sie 78 Songs beisammen, die sie auf 32 zusammensstutzte.
So wie ihr, geht es allen Figuren in "Freunde von Freunden". Alles New Yorker zwischen Ende 20 und Anfang 40. Bill ist Tech-Millionär, hat aber eine Glaubenskrise, Roxy bekommt obszöne Bilder vom Bürgermeister geschickt, Pat hat Morbus Crohn, Bob hat viel Sex, liebt aber keine. Alle diese und noch sehr viele Geschichten mehr sind ineinander verzahnt. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Carter Bays: "Es ist ein Alter, in dem man schon eine Weile erwachsen ist. Man hat herausgefunden, wie die Welt funktioniert, aber hat seine Lebensgeschichte noch vor sich. Es ist so etwas wie der Rubikon des Erwachsenseins. Wenn du ihn überquerst, sind die Würfel gefallen. Und genau an diesem Punkt befindet sich Alice im Roman."
Dem Roman fehlt die Leichtigkeit, mit der Carter Bays in den besten Folgen seiner Sitcom verschiedene Erzählstränge verwoben hat. Es sind einfach zu viele Figuren. Mindestens ein Dutzend, von unterschiedlicher Wichtigkeit. Und sie alle bekommen auch eine durchdachte Hintergrundgeschichte. Besonders tiefgehend wird es nie - das Buch wird durch das Ensemble vor allem eins: dick, fast 600 Seiten. Halbgar ist die Analyse dieser Generation, die von ihrer Außendarstellung auf Social Media getrieben ist.
Den ganzen Abend bis spät in die Nacht, (…) schwirrten Informationen durch unsere kleine Galaxie, Fakten und Gerüchte, Meinungen und Vermutungen, Spekulationen und Verkündungen, Kommentare über Kommentare über Kommentare, die Milch der Milchstraße.
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Fre...ys,bays100.html
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