Eva H.D. Wenn alle deine Freunde vom Felsen springen
Eva H.D. stammt aus Toronto, hat drei Gedichtbände und ein Drehbuch veröffentlicht. Das ist die dürre Auskunft, die man im Klappentext dieses schmalen Bandes findet, in dem eine Auswahl der Gedichte dieser Lyrikerin abgedruckt ist – jeweils in der Originalsprache und, dem gegenübergestellt, in der Übersetzung von Anne-Kristin Mittag und Steffen Popp. Und mehr muss man eigentlich auch nicht wissen, denn oft lenken sekundäre Informationen ja auch vom Eigentlichen ab.
Die Gedichte, die Eva H.D. schreibt, sind konkret, anschaulich, gegenständlich. Dann gibt es immer wieder Momente, in denen die Zeilen plötzlich abschweifen, abbiegen ins Mythische, ins Fantastische, auch ins Persönliche. So heißt es in dem vielleicht programmatisch zu verstehenden Gedicht „Abschweifung“ („Digression“ im Original):
„Wenn ich was sehe, liegts mir auf der Zunge. / Sehe ich einen Truck, sage ich Trucks, Overalls, / Hunde. Ich sage Landstraßen im Sommer und / krasse Spritschleudern und Vergaser- / Blues und lange Bluegrass-Nächte und / Sägemehl auf einer dreimal geflickten / Carhartt.“
Am Ende kommt das Gedicht bei einem Du, bei einer Liebesbeziehung an. Wer oder was die Abschweifung war? Das bleibt offen.
Eva H.D.‘s Gedichte haben einen melancholischen Grundton; sie beschwören ein Land von großer Schönheit herauf, eine Landschaft aus Erinnerungen, doch zugleich haben sie stets die Gefährdung, die Störfaktoren im Blick. Idyllisch ist hier nichts.
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