Steuerbetrug: Schwere Vorwürfe gegen deutsche „Flugärzte“
Zwölf deutsche Ärztinnen und Ärzte sollen Einnahmen an der Steuer vorbeigeschleust haben: Sie alle sind für die Zürcher Firma PMEDA tätig, die wegen problematischer Gutachten in der Kritik steht. In der Schweiz bleibt dies bisher folgenlos. Nun geraten die Mediziner in Deutschland unter Druck.
Anfang April durchsuchen Steuerfahnder mindestens zehn Wohnungen und Geschäftsräume in ganz Deutschland. Nach Recherchen von CORRECTIV und der SRF-Sendung „Kassensturz“ wird insgesamt gegen zwölf Personen ermittelt. Der Vorwurf: Steuerbetrug. Die Verdächtigen: Ärztinnen und Ärzte, verschiedene Fachrichtungen, aber es gibt eine Gemeinsamkeit.
Sie alle arbeiten offenbar als Gutachter für die Zürcher Firma PMEDA, gegen die sich in der Schweiz seit Jahren schwerwiegende Vorwürfe richten. Manche von ihnen führen private Praxen an exklusiven Adressen deutscher Städte.
Eine weitere Übereinstimmung: Die Namen aller Ärzte standen lange, gedruckt auf billiges Klebeband, auf dem Briefkasten eines schmalen Reihenhauses in der Zürcher Freyastraße – womöglich ein vorgetäuschter Praxissitz in der Schweiz, wie die Steuerermittler vermuten. Inzwischen sind fast die Hälfte der Namen verschwunden, und die Klebestreifen wurden mit Schildern ersetzt. Das Finanzamt Ulm leitet die Ermittlungen und äußert sich zu den Razzien auf Anfrage nicht. Aus Ermittlerkreisen hieß es aber, es gehe „in der Summe“ um einen großen Fall und um zum Teil „sehr, sehr hohe Einkünfte“.
Die mutmaßliche Steueraffäre ist verknüpft mit einem größeren Geschäftsmodell, an dem in der Schweiz Tausende Schicksale hängen: Als Gutachter für die PMEDA AG untersuchen die Ärztinnen und Ärzte im Auftrag der Schweizer Sozialversicherungen Schwerkranke und entscheiden maßgeblich mit, wer eine Invalidenrente erhält.
Auf Fragen zu den Ermittlungen antwortet die PMEDA nicht: „Zu Fragen zur Besteuerung ihrer Einkünfte können nur die Gutachter selbst und nicht wir Stellung nehmen.“
Die Firma PMEDA wird von dem deutschen Neurologen Professor Henning Mast, einem Erben der Jägermeister-Unternehmerfamilie, geführt. Gegen Mast selbst wird nicht wegen möglicher Steuerdelikte ermittelt. Seine Firma gehört zu den größeren und umstrittensten Akteuren auf dem Gutachtenmarkt in der Schweiz. Seit Jahren shutteln Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland in die Schweiz, um Versicherte zu begutachten: „Flugärzte“, wie Schweizer Medien schreiben.
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https://correctiv.org/aktuelles/gesundhe..._eid=7a83bdcc66
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