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Die Zeit der Monster

#1 von Sirius , 15.06.2023 16:45

Die Zeit der Monster: Vom unipolaren Moment zurück zum globalen Mächtekonzert.

„Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster“ – mit diesen Worten beschrieb der italienische Kommunist und Philosoph Antonio Gramsci die weltpolitischen Umbrüche zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939. Auch heute erleben wir wieder Zeiten großer Umbrüche und globaler multipler Großkrisen: Der Aufstieg neuer und alter Mächte, der Krieg in Europa, die Klimakrise, die Folgen der Pandemie, die Entwicklung neuer Technologien und der Wandel von Wirtschaft und Arbeit. Wir sind mitten in einer Zeitenwende der Weltpolitik.

Die internationale Ordnung sortiert sich neu. Nach fünf Jahrhunderten westlicher Dominanz beanspruchen aufstrebende Mächte in Asien, Afrika und Lateinamerika die internationale Ordnung mitzuprägen und mitzugestalten. Das globale Mächtegleichgewicht verschiebt sich deutlich in Richtung indopazifischen Raum und jener Länder, die wir einst abschätzig als „Dritte Welt“ bezeichneten. Noch ist ungewiss, wie die Gestalt der neuen, sich herausbildenden Weltordnung des 21. Jahrhunderts im Einzelnen aussehen wird. Doch eines steht bereits fest: Die liberale Ordnung, die der Westen und insbesondere die USA nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Fall der Berliner Mauer errichtet haben, neigt sich endgültig ihrem Ende zu.

Als Katalysatoren dieser epochalen Veränderungen wirken insbesondere der Krieg in der Ukraine und der Aufstieg Chinas zu einer Weltmacht ersten Ranges. Manche Zeitgenossen wähnen den Westen bereits in einem neuen „Kalten Krieg 2.0“. Allerdings ist die heutige weltpolitische Lage – trotz einiger Ähnlichkeiten – eine völlig andere. Gewiss: Die strategische Rivalität zwischen China und den USA wird die Welt grundlegend prägen und verändern – vielleicht sogar tiefgreifender als die Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch die multipolare Welt des 21. Jahrhunderts unterscheidet sich zugleich in wesentlichen Aspekten von der Welt des Ost-West-Konflikts. Der Kalte Krieg war geprägt von Bipolarität und einem Ideologiekonflikt zwischen zwei großen euro-atlantischen Ideen: dem Kapitalismus im Westen und dem Kommunismus im Osten. Heute gibt es indes keinen vergleichbaren ideologischen oder intellektuellen Wettbewerb zwischen China, Russland und dem Westen. Der Grundkonflikt zwischen Autokratien und Demokratien ist zwar vorhanden aber nicht systemprägend. Denn das im Westen gegenwärtig dominante Narrativ einer neuen Systemkonfrontation zwischen Autokratien und Demokratien trifft nur bedingt zu.

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https://www.blog-der-republik.de/die-zei...olf-muetzenich/


Reset the World!

 
Sirius
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