Ausbeutung von Paketboten: Wie Amazon Kurierunternehmen unter Druck setzt
Amazon behauptet stets, nichts mit den schlechten Arbeitsbedingungen bei seinen Kurierunternehmen zu tun zu haben. Jetzt zeigen interne Unterlagen, wie der Logistikriese die Ausbeutung der Fahrer begünstigt.
Wenn Fahrerinnen und Fahrer für Amazon Pakete ausliefern, verfolgt der Online-Riese jeden ihrer Schritte mit einer Smartphone-App. „Die Daten stehen im weltweiten Amazon System zur Verfügung und werden bei Bedarf genutzt“, heißt es in internen Unterlagen, die CORRECTIV, Saarländischer Rundfunk und Nordsee-Zeitung einsehen konnten.
Das Bemerkenswerte: Die Kuriere sind gar nicht bei Amazon angestellt, sondern bei offiziell unabhängigen Subunternehmen. In Deutschland nutzt der Onlineversandhändler hunderte solcher Firmen. Amazon hat stets betont, wie eigenständig diese Kurierunternehmer agieren könnten. Die ständige Datenkontrolle steht dazu im Widerspruch. Und es ist nicht die einzige Vorgabe, die Amazon seinen Lieferdiensten macht.
Die internen Unterlagen zeigen erstmals, wie Amazon die Ausbeutung der Fahrer begünstigt: Mit rigiden Vorgaben schränkt Amazon die unternehmerische Freiheit der Subunternehmer ein und ermöglicht ihnen Branchenexperten zufolge nur geringe Gewinnmargen. Diesen Druck geben die Subunternehmer an ihre Fahrer weiter. Das bestätigen – zusätzlich zu den Dokumenten – mehrere aktive und ehemalige Subunternehmer und Kurierfahrer.
In der Vergangenheit wies Amazon stets jegliche Mitverantwortung von sich und sprach von einzelnen schwarzen Schafen unter den beauftragten Kurierunternehmen, sobald neue Fälle von katastrophalen Arbeitsbedingungen bekannt wurden – etwa ständigem Druck, Überwachung, unbezahlten Überstunden, zu geringem Lohn.
Das ist „Kern der Strategie von Amazon“, sagt jedoch Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz. Amazon diktiere den Subunternehmern niedrige Preise und lagere das betriebswirtschaftliche Risiko auf sie aus. Diese müssten dadurch zwangsläufig ihre Fahrer und Fahrerinnen ausbeuten, um wirtschaftlich zu überleben. Gleichzeitig wasche Amazon „seine Hände formal in Unschuld“, weil es sich offiziell um selbständige Kurierunternehmen handele, sagt Arbeitsmarktforscher Sell.
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https://correctiv.org/aktuelles/ungerech..._eid=7a83bdcc66
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