Albanien will das deutsche Gesundheitswesen nicht mehr finanzieren
Deutschland ist das Traumziel vieler Ärzte vom Westbalkan. Albanien schiebt dem Exodus nun einen Riegel vor. Denn er gefährdet das eigene Gesundheitssystem.
Erst im April hatte Edi Rama seinen Ärzten und Krankenschwestern „die historisch größte Gehaltserhöhung“ versprochen. 131.000 Lek würde das Monatseinkommen eines Allgemeinmediziners, 174.000 Lek das eines Facharztes danach künftig betragen, umgerechnet 1254 Euro für den Allgemein- und 1670 Euro für den Facharzt. Das wäre mindestens doppelt so viel, wie der albanische Durchschnittsverdiener mit 631 Euro verdient – aber immer noch nur ein Bruchteil dessen, was der Facharzt in einem deutschen Krankenhaus nach Hause trägt. Dorthin zieht es aber immer mehr albanische Ärzte. Um die Abwanderung nach Deutschland zu stoppen, die zu gravierenden Engpässen in der angeschlagenen Gesundheitsversorgung des Landes führt, hat der albanische Ministerpräsident nun nachgelegt.
Seit voriger Woche berät das Parlament ein Gesetz, nach dem ausgebildete Ärzte ihr Diplom erst ausgehändigt bekommen, wenn sie 5 Jahre lang am heimischen Patienten gearbeitet haben. Das soll eine frühzeitige Abwanderung unterbinden. Das Gesetz soll am 20. Juli im Eilverfahren beschlossen werden, berichten lokale Medien. Dass Rama die Stimmen dafür bekommt, bezweifelt niemand.
Das albanische Volk zahle keine Steuern für die Ausbildung von Ärzten, die „am ersten Tag nach dem Examen abreisen“, begründete Rama die Änderung. Die Regel betrifft auch jene, die schon Medizin studieren. Studenten im zweiten bis vierten Studienjahr müssten künftig mindestens 3 Jahre im Land arbeiten, jene im fünften und sechsten Jahr mindestens 2 Jahre. Wer vorher gehen will, solle dem Staat die Ausbildungskosten zurückzahlen. Details dafür sollen nachgereicht werden.
Medizinstudenten reagierten mit erbosten Protesten. Kritiker warfen Rama laut dem Recherchenetzwerk Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) Vertragsbruch vor und erinnerten daran, dass Ärzten damit auch der Weg zur Fortbildung ins Ausland versperrt werde.
Die Gesetzesänderung kommt nicht überraschend. Rama hatte sie verschiedentlich angekündigt. Ende März hatte er auf einem Gesundheitskongress in Tirana gesagt: „Der albanische Staat finanziert keine Studenten für das deutsche Gesundheitssystem.“ Das erinnert an einen wütenden Ausruf des serbischen Staatspräsidenten Aleksandar Vučić vor drei Jahren. Der hatte in Richtung des nach Pflegekräften suchenden deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) gesagt: „Ich möchte nicht, dass du nach Serbien kommst und meine Schwestern abholst.“
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