Väterrechtler auf dem Vormarsch
Krude Thesen, ausgefeiltes Lobbying und jede Menge Frauenhass: Sogenannte Väterrechtler machen vehement Einfluss in Politik und Justiz geltend – und untergraben den Gewaltschutz von Frauen und Kindern. CORRECTIV zeigt, wie ihre Netzwerke funktionieren.
Am 12. Oktober 2022 trifft ein Brief im Bundesjustizministerium ein: Der Tonfall ist ernst, die Wortwahl drastisch: Es gehe um „Millionen betroffene Trennungskinder“, um „Gewalt“ und eine spezielle Form des „psychischen und emotionalen Missbrauchs“, die viel zu lange ignoriert worden sei. „Genug Tränen“ heißt das Bündnis, das sich an das Ministerium wendet. Die Politik müsse handeln, und deshalb fordert die Initiative ein Gespräch mit Justizminister Marco Buschmann (FDP).
„Ihrer Bitte kommen wir gerne nach“, antwortet die Leitung des Referats Kindschaftsrecht und lädt das Bündnis zu einem Gespräch ins Ministerium ein, „um uns Ihr Anliegen und Ihre Reformwünsche aus erster Hand anzuhören“.
Unklar ist, ob das Ministerium weiß, wem es da die Türen öffnet: Hinter der Kampagne um das Kinderleid stecken zum Teil Väterrechtsverbände, die Verbindungen in trübe, anti-feministische Milieus pflegen. Einige der Akteure verharmlosen häusliche Gewalt, nehmen die Gleichstellung von Frauen unter Beschuss, und sie pflegen gute Kontakte in die Politik – bis hoch ins Bundesjustizministerium. Ihr Kampffeld: das Familienrecht.
Jedes Jahr treffen Familienrichterinnen und -richter in Deutschland rund 100.000 Entscheidungen, die das Leben von Eltern und Kindern für immer verändern können. Es geht um die Frage, wer nach einer Trennung für die Kinder sorgt, wer sie wie oft sehen darf, wer sich kümmert und wer für sie bezahlt: Mutter oder Vater?
Manche der Unterzeichner des Briefes sehen sich als Lobby der Väter und wollen politische Entscheidungen über Sorge-, Umgangs-und Unterhaltsrecht zugunsten von Männern beeinflussen. Doch bei näherem Blick zeigt sich: Die Rhetorik von der Benachteiligung der Väter kaschiert zum Teil eine rabiat frauenfeindliche Agenda. An den Rändern mischen sich Thesen von einer „feministischen Diktatur“ mit aggressivem Auftreten und antidemokratischen Tendenzen. Neue Bündnisse aus Väterlobbyisten, Maskulinisten und Rechten haben sich formiert, und letztlich richten sich Angriffe gegen ein gemeinsames Ziel: Die Gleichberechtigung und das Recht von Frauen, über sich selbst zu entscheiden.
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https://correctiv.org/aktuelles/haeuslic...vaeterrechtler/
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