Laura Spence-Ash : Und dahinter das Meer
Die Amerikanerin Laura Spence-Ash hat sich mit Anfang 60 einen Lebenstraum erfüllt und ihren ersten Roman geschrieben. Sie sagt, dass sie vorher einfach noch nicht genug gelesen und erlebt hatte. "Und dahinter das Meer" ist satt von Lebenserfahrung und überstandenen Lebenskrisen.
von Annemarie Stoltenberg
Es gibt eine Art Lieblingsfigur, die immer im Hintergrund bleibt und doch alles zusammenhält: Nancy, Hausfrau, Mutter von zwei Söhnen und Pflegemutter von Beatrice. Beatrice kommt 1940 aus dem kriegsgebeutelten London nach Boston. Nancy hat Puppensachen besorgt:
Anderseits kennt sie das Mädchen ja noch gar nicht. Sie packt die Sachen wieder in den Karton und stellt ihn zurück in die Abseite. Sie erscheinen ihr so kindisch für jemanden, der aus einem Land kommt, wo Krieg herrscht. (…) Nancy geht leise nach oben. Die Tür des Gästezimmers ist einen Spalt geöffnet. Das Mädchen sitzt in der Ecke, die Knie an die Brust gezogen, und spricht mit einer gerahmten Fotografie. Dad, sagt sie, Ich hab's geschafft. Ich bin hier. Nancy tritt einen Schritt zurück und wischt sich mit dem Schürzenzipfel übers Gesicht.
Die Eltern von Bea haben lange mit sich gerungen, ob es wirklich das Beste für ihre Tochter ist, sie während des Krieges aus London zu einer völlig fremden Familie in Amerika wegzugeben. Mutter Millie würde am liebsten in letzter Sekunde noch alles rückgängig machen. Aber es ist beschlossen und der Vater ist stolz, dass seine Tochter es schafft, die lange Schiffsreise nach Boston anzutreten. Familie Gregory nimmt sie liebevoll auf und will mit ihr auf ihre Ferieninsel in Maine. Nancy genießt es, plötzlich eine kleine Tochter zu haben. Bea fürchtet sich:
Schließlich erzählt sie es Mrs G am Abend, bevor sie aufbrechen, als sie in der Badewanne sitzt und Mrs G ihr den Rücken einseift. Ich muss Ihnen was sagen, stößt sie unvermittelt hervor und schlingt die Arme um die Knie. Ich kann nicht schwimmen. Dann fängt sie an zu weinen, richtig laut und heftig. Sie kommt sich so dumm vor. Oh Schätzchen, Liebes, sagt Mrs G und legt ihre trockenen Arme um Beas nassen Körper. Deswegen musst du doch nicht weinen.
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