Oxfams Ungleichheitsbericht: Einseitige Betrachtungen
Zum Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht die Hilfsorganisation Oxfam erneut ihren Ungleichheitsbericht, in dem sie die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen in Deutschland anprangert und eine Vermögenssteuer fordert. Doch die Zahlen zeichnen ein anderes Bild.
Glaubt man den Darstellungen von Oxfam, dürften im vergangenen Jahr die Reichen reicher, die Armen ärmer geworden sein. Richtig ist, dass sich die nominalen Vermögenswerte, etwa Aktien oder Anleihen nach einem starken Einbruch während der Coronapandemie weltweit wieder erholt haben. Davon haben jedoch nicht allein die Top-Vermögenden profitiert.
Mit Blick auf die Gesamtverteilung der Vermögen zeigen die Daten des UBS Global Wealth Report 2024, dass die relative Nettovermögensungleichheit zwischen 2008 und 2023 rückläufig war: So ist der Gini-Koeffizient in Deutschland von 0,72 auf 0,68 gesunken. Der Gini-Koeffizient ist in aller Regel zwischen 0 (alle besitzen das gleiche) und 1 (einer besitzt alles) begrenzt. Auch die Befragungsdaten der Deutschen Bundesbank zur Verteilung von Vermögen zeigen, dass sich die relative Vermögensungleichheit zwischen 2010 und 2021 in Deutschland leicht reduziert hat. Der Grund: Die Vermögen sind nicht nur in der Breite, sondern insbesondere auch in Haushalten mit geringen Vermögen überdurchschnittlich stark gewachsen.
Dass die Vermögensungleichheit damit merklich höher ausfällt als die Ungleichheit der Einkommen, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. So werden Vermögen erst im Laufe des Lebens langsam aufgebaut, sodass sich ein Teil der Vermögensungleichheit allein durch Unterschiede zwischen den Altersgruppen erklären lässt. Ein zunehmend wichtiger Faktor in Deutschland ist die alternde Gesellschaft. Auch spielt der Umfang sozialstaatlicher Sicherungssysteme eine wesentliche Rolle für die Höhe und Verteilung privater Vermögenswerte. Berücksichtigt man beispielsweise die gesetzlichen Rentenansprüche, reduziert sich die Vermögensungleichheit um mehr als ein Fünftel.
„Eine Wiederbelebung der Vermögensteuer, wie von Oxfam gefordert, wäre in der aktuellen Wirtschaftslage ein gefährlicher Schritt. Sie würde deutsche Unternehmen zusätzlich belasten, Investitionen in die dringend benötigte Transformation blockieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich schwächen“, so IW-Experte Maximilian Stockhausen.
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