Kübra Gümüşay: „Menschen sollten spüren, welche Mauern sich durch unsere Gesellschaft ziehen”
Kübra Gümüsay ist Speakerin, Autorin und Aktivistin. Im Februar 2020 erschien ihr erstes Buch „Sprache und Sein”. In diesem setzt sie sich mit der Bedeutung von Sprache in unserer Gesellschaft auseinander. Wir haben uns mit ihr unterhalten.
„Wir müssen lernen, uns wieder mit unseren eigenen Augen zu betrachten”
Kübra Gümüsay setzt sich seit Jahren für Minderheiten in Deutschland ein. Als Netzaktivistin, Journalistin und Speakerin schafft sie Sichtbarkeit für die Probleme marginalisierter Menschen. Anfang dieses Jahres hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht. In „Sprache und Sein” beschäftigt sie sich eindringlich mit der Bedeutung von Sprache in multilingualen Gesellschaften. Sie zeigt auf, wie Sprache, ob bewusst oder unterbewusst, maßgeblich unser Denken und unsere Politik beeinflusst, und geht der Frage nach, warum wir in öffentlichen Diskursen manchen Stimmen mehr Gewicht schenken als anderen.
Im Interview spricht die Aktivistin über Sprachhierarchien und ihren Einfluss auf unsere Gesellschaft. Außerdem erklärt sie, inwiefern die jetzt medial immer wieder aufkommenden Diskussionen um plurale Gesellschaften und multikulturelle Identitäten für Schwarze, indigene Menschen und People of Color nichts Neues sind.
In deinem Buch geht es viel um Sprachpolitik. So schreibst du beispielsweise: „Fremdsprache ist nicht gleich Fremdsprache. Bilingual ist nicht gleich bilingual.” Wie meinst du das?
„In unserer Gesellschaft herrscht eine Hierarchie unter den Sprachen. Englisch, Deutsch, Französisch sind sogenannte Privilegiensprachen und werden als Vorteil gesehen, während Sprachen wie Türkisch, Kurdisch, Polnisch, Swahili und viele andere Sprachen regelmäßig zu Integrationsdebatten führen. Kinder, die die Grundschule beginnen und noch kein Deutsch, sondern eine dieser Sprachen sprechen, werden als defizitär wahrgenommen. Sie und ihre Sprachkenntnisse werden als großes Problem dargestellt. Dass sie sich bereits in einer Sprache verständigen und ausdrücken können, wird nicht anerkannt. Anders verhält es sich, wenn sie eine Privilegiensprache sprechen.“
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https://editionf.com/kubra-gumusay-sprac...sein-interview/
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