Ich habe wahnsinnige Angst davor, Phobien zu entwickeln. Nur deswegen ist mir alles Wumpe. Denn was mir egal ist, kann mich nicht mehr in Wallung versetzen.
Diese, meine tiefste innere Überzeugung wiederspiegelnde Einstellung, fing an zu wanken, als ich mir Gottes Entwicklung von einem, mit Rachegelüsten getriebenen Fiesling, zu einem nachsichtig lächelnden Papa gewahr wurde.
Was stimmte ihn milde? Ich wurde ganz aufgeregt. Vielleicht ist diese Metamorphose auch bei den an Hass leidenden Hirnkranken möglich.
Also: Warum hörte er auf in brennenden Dornbüschen zu erscheinen, Menschenopfer für Testzwecke zu verlangen und Überflutungen zu verursachen?
Warum hörte er auf SodomUndGomorrhaEffekte zu verteilen? Ich könnte ihm da einige Tipps geben: Warum trifft kein Blitz den Papst beim Scheißen? Warum bestraft er mich nicht wegen Blasphemie?
Was für ein Weichei. Keine Tötung der Erstgeborenen. Kein Heuschreckenüberfall in Rom. Oder doch? Nur in purpurner Verkleidung?
Ist Gott etwa der kaputte Uhrmacher? Klar, wenn man ihn dreiteilig macht, geht er doch entzwei in seiner Einzigartigkeit. Und dann auch noch ohne Frauenquote.
Hat Gott etwa seit dem Vorfall im Paradies mit dem Apfel, Frauen gegenüber eine unmoderne Einstellung? Vielleicht sogar Angst um seine dreiklapprige Einzigartigkeit? Weil Frauen dasselbe können wie er?
Nämlich: Leben geben.
Da ich die meisten dieser Fragen für interessanter halte als die Antworten, bleibe ich bei dem Vorurteil: Gott ist ein misogynes Arschloch! Gott ist grausam. Gott ist doof, weil er nicht auf die Idee kommt den Weg zu nehmen den ich ihm aus der Misere aufzeige: Einfach mal in all seiner GlanzUndGlorie erscheinen. Niemand würde sich noch die Sünde der Skepsis erlauben.
Schlechtes Marketing. Weil von unmodernen alten Männern aus zweifelhaften Gründen an gewissen Traditionen festgehalten wird. Er sollte doch besser einen eigenen Kanal aufmachen und die "Likes" zählen.
Also klinkte ich mich tapfer bei Tiktok in die Shorts ein. Vielleicht finde ich dort eine andere Antwort als 42. Das war so gegen 17.00 Uhr. Und plötzlich war es 24.00 Uhr.
Neben netten Beiträgen wie von Karolina Protsenko (Können und Eleganz), oder Katzen-drehen-durch-Videos, gab es jede Menge Knall-Peng-Bum-Filmchen. Faszinierend. Kein großartiger Spannungsaufbau, sondern Faustrecht am laufenden Band mit vielen Toten. Die alten Bud Spencer Filme fand ich besser.
Meine Güte. Was da gemetzelt wird: https://www.youtube.com/watch?v=Uv5IGBaUoPk
Immer wird das Gewaltmonopolanspruch vom Staat gebrochen, wenn der Held den fiesen Gegnern Kontra gibt. Nennt sich Martial Art, und da sind echte Profis am wemsen. Solche Filme helfen dem Nachwuchs beim Erstellen von günstigen Sozialprognosen: Das Unterbewusstsein registriert nur, wie der Held in Konfliktsituationen angemessen reagiert. Ergebnisorientiert! Wem das nicht genügt, kann sich Kriegsfilme ansehen. Die Schlacht um Okinawa kann mit wahnsinnig vielen toten Helden aufwarten.
Lucifer finde ich lustig bis großartig. Doktor House ist auch witzig im dramatischen Gewand. Tiere-Rettungsfilmchen meide ich, seitdem ich gelesen habe, dass die meistens gestellt und kein bisschen tierwohlig sind. Also die Rettung nur möglich war, weil das Tier erst in die Notlage geriet, als die Kamerafunktion eingeschaltet wurde. Hätte ich mir auch denken können.
Ich stelle fest, dass mich dieses Scrollen durch die ständig wechselnden Situationen leicht befriedigt. Es wird das Reptiliengehirn angesprochen, obwohl ich sowas gar nicht habe, sondern nur ein hyperventilierendes limbisches System im Alarmzustand.
Mädchen mit Wenig Bis Garnichts an, finde ich allerdings befriedigender. Warum sollen nur junge Menschen Spaß haben? Sie erinnern mich, …, aber an was? Der Trieb kann auch ziemlich lästig werden und aus einer Allerlei ein Drama stricken. Komödie sei Tragödie plus Zeit, meinte Woody Allen. Ich hingegen glaube dass Tragödie plus Zeit Drama verursacht.
Viele Filmchen aus China, bzw. aus Japan, wobei ich es witzig finde, wenn beklagt wird, dass sich dort kaum Darsteller mit größerem Glied finden lassen, denn die Japaner sollen die kleinsten Pimmel der Welt ihr eigen nennen.
Ich kann gut nachvollziehen, warum der Nachwuchs von Tiktok angezogen wird. Es passiert etwas, ohne eigene Einbringung. Ohne Mühe. Ohne Bezug zur Wirklichkeit.
Ich hingegen kille Fliegen. Eine Sisyphusarbeit. Natürlich laufe ich nicht mit einer Fliegenklatsche herum. Die Biester sehen so viele Bilder pro Sekunde, dass wir Menschen ihnen wie in Zeitlupe vorkommen (200 zu 60). Ich habe eine Dose Insektenspray in Industrie-Größe. Da muss ich nur in die ungefähre Richtung halten. Ist bestimmt ungesund, nur, wie gesagt/geschrieben: Ich habe keine Angst mehr, mir die Zukunft zu versauen. Sie ist egal, solange sie nicht übermäßig schmerzt und ich auch keine Phobien davor entwickele.
Zurzeit entkerne ich ein schönes Klavier um eine Stereoanlage einzubauen. Puh.
Und wie geht es Euch so? Mich braucht Ihr ja nicht mehr zu fragen.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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