Wie man eine Bombe entschärft
Es passiert jedem einmal, dass man in eine Situation gerät, die nicht alltäglich ist, und in der man sich bewähren muss: Plötzlich ist man eine ehrenamtliche Geisel oder man steht allein in einer U-Bahn-Station, in der einem eine Gruppe übellauniger Punks entgegenkommt und Mama ist nicht da, oder man verirrt sich bei einer Wanderung und weiß nicht, wo Norden ist, oder auf halbem Weg bleibt plötzlich die Rolltreppe stehen und keine Hilfe weit und breit.
Männer haben ein Abenteuer-Gen. Sie schlagen sich alleine durchs Kaufhaus, kriechen im dunklen Keller herum oder auf Dachböden, pirschen durch Wälder und Bars, erforschen Sandkuhlen und Baggerseen, Flohmärkte und Müllhalden, sind neugierig, befummeln alles und knien unversehens vor einer Bombe.
Aus den Marlboro-Spots unserer Jugend wissen wir, dass es jetzt ratsam ist, cool zu bleiben.
Die Nummer von einem Bombenexperten haben wir gerade nicht zur Hand, und von der Polizei würden Sie sofort als Attentäter verhaftet werden, selbst wenn die Bombe schon siebzig Jahre hier liegt. Wer schon einmal eine Leiche gefunden hat, weiß, dass man im Zweifel immer der Hauptverdächtige ist.
Aus dem Fernsehen wissen Sie, dass die Behörden immer ein großes Bohei aus einem Bombenfund machen, mit Absperrungen und Evakuierung und Dutzenden Polizei- und Rettungswagen, die alle auf das Bombenentschärfungsteam warten, das sich gerade noch schnell McGiver reinzieht.
Wenn Sie erprobter Bastler sind, der schon mal ein IKEA-Regal zusammengebaut hat, dann ist das Entschärfen einer Bombe geradezu ein Witz. Zunächst schauen Sie sich die Fundstelle an und lassen sich einen Bart wachsen, denn Ruhe ist jetzt oberstes Gebot. Und aus Erfahrung wissen Sie: Alles wird gut, solange keine Frau in der Nähe ist.
Bomben in der freien Natur sind meistens sehr groß und nicht vergleichbar mit den zusammengeflickten Amateurbausätzen bekloppter Islamisten, bei denen man nur den grünen Draht durchtrennen muss.
Ihre Bombe wiegt gut und gern fünfhundert Pfund, tickt nicht, hat kein Zifferblatt und stammt vermutlich von den Amerikanern oder von den Engländern, die technisch eh nichts drauf haben.
Hat die Bombe eine Zäpfchenform, so dürfte sie ein Engländer sein, ist sie im Mittelteil zylindrisch, vorne und hinten konisch geformt, so handelt es sich um eine Amerikanerin.
Wichtig ist aber nur der Zünder. Das ist wie bei einer Glühbirne. Ein riesiges Gebilde, aber nur ein lächerlicher Faden entscheidet, ob sie brennt oder nicht. Beim Zünder unterscheiden Sie zwischen Aufschlagzündern und Langzeitzünder. Dieser wird sich entweder vorne oder hinten befinden. Meistens ist es ein normaler Aufschlagzünder, etwa ein 101er Heckzünder oder der 103er Kopfzünder. Diese Zünder haben eine Zündnadel, die an der Zünderseite aus der Bombe herausragt. Beim Aufschlag wird sie normalerweise eingedrückt, so das die Bombe explodiert, was bei Ihrer Bombe jedoch nicht passiert ist.
Handelt es sich um so eine Bombe, dann warten Sie geduldig, bis ein Passant des Weges kommt, den Sie als Praktikant verpflichten. Sagen Sie ihm, dass Sie vom Fach sind und das die Sicherheit der Nation auf dem Spiel steht. Für einen Mann ist es wichtig, dass er die Situation beherrscht. Sagen Sie Ihrem Praktikanten, dass er eine Rohrzange besorgen muss, zur Not tut es auch eine große Wasserpumpenzange. Mit der Rohrzange können Sie den Zünder einfach herausschrauben und dann den Radakteur der Lokalzeitung anrufen.
Wenn sich der Zünder nicht herausschrauben lässt, hat er eine Ausbausperre. In diesem Fall handelt es sich um einen Langzeitzünder.
Das macht die Sache komplizierter, denn Langzeitzünder sind nicht mechanisch, sondern chemisch. Das heißt, der Zünder enthält eine Acetonampulle. Zerbricht diese, weil die Bombe bewegt wurde, so wird die Bombe explodieren.
Beim Abwurf ist die Ampulle offenbar nicht zerbrochen, aber jemand anderer, der nicht so versiert ist wie Sie, könnte vor Ihnen die Bombe gefunden haben, hat diese bewegt und ist nun unterwegs, um eine Rohrzange zu holen. Das könnte Bauer Harms gewesen sein, der mit seinem Trecker die Bombe aus dem Weg räumen wollte oder die Müllabfuhr oder der Führer eines Baufahrzeuges.
Gehen Sie daher um die Bombe herum und schauen Sie nach Spuren, ob die Bombe bewegt worden ist. In diesem Fall hat das Aceton die Sicherungsscheibe aufgeweicht, die zwischen Ampulle und Zünder sitzt. Das dauert zwischen dreißig Minuten und 36 Stunden und die Rohrzange können Sie sich dann sparen.
Keine Sorge: Solange die Bombe nicht explodiert, ist sie völlig harmlos.
Wenn sie den Eindruck haben, die Bombe ist vor Kurzem bewegt worden, dann ist ein Entschärfen unnötig, weil sie ohnehin explodiert. In diesem Fall entlassen Sie Ihren Praktikanten und informieren die Stadtreinigung, bevor sie sich anderen Dingen zuwenden.
Ist die Bombe nicht bewegt worden, haben Sie zwei Möglichkeiten: Besorgen Sie über Ihren Praktikanten zwei Stangen Dynamit, um eine kontrollierte Sprengung vorzubereiten und vergessen Sie nicht, die Zündschnüre so weit zu verlängern, wie Sie Zeit brauchen, sich in Sicherheit zu bringen.
Ist die Sprengung zu gefährlich, weil sich in der Nähe Menschen und Gebäude befinden, dann muss Ihr Praktikant eine Bohrmaschine besorgen und Ihre Familie informieren, dass Sie vielleicht für längere Zeit nicht nach Hause kommen.
Durch die Ausbausperre können Sie den Zünder nicht ausbauen. Sie müssen also die gesamte Buchse ausbauen, in der die Acetonampulle, die Sicherungsscheibe und der Zünder eingebaut sind. Dazu bohren oder fräsen Sie die Buchse vorsichtig an, um die einzelnen Teile zu entfernen. Danach rufen Sie die zuständigen Behörden an, damit die wissen, auf wen Sie in ähnlichen Situationen zurückgreifen können.
Bleiben Sie bescheiden. Das wirkt cool.
Reset the World!
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Ausgezeichnet, dass du so gut Bescheid weißt. Wie hätte ich sonst wissen sollen, dass ich nicht in die Nähe eines potentiellen Bombenentschärfers kommen darf.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Keine Sorge, Lotte, dich würde ich nie entschärfen wollen.
Sirius
Reset the World!
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Ja, das Leben hält doch ständig solche Überraschungen parat, da muss man doch nicht jedesmal überrascht tun: Hier bin ich, ein einfacher Auslieferer von Fertigmenüs, alleine in 12 000 Metern Höhe am Steuer eines Airbus', weil das Convenience Food für die Besatzung aus Hühnchen mit Salmonellen bestand. Oder: Hier bin ich, eine einfache Hausfrau, die nur das Geld vom letzten Wohltätigkeitsbasar zur Bank bringen wollte, und sich nun mit einem gutaussehendem Mann von der Organisation 'Lasst Legehennen Laufen' und zwei Millionen Euro auf der Flucht befindet.
Kann doch auch jederzeit passieren, dass man eine Bombe entschärfen muss, gerade in diesen Zeiten. Danke also für diesen Beipackzettel.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ja, genau. Oder man befindet sich nachts im Bett mit einer..äh..Bekannten und die will einem plötzlich etwas vorlesen! Was macht man dann, wenn man für solche Situationen nicht ausgebildet ist?
Gott sei Dank bin ich ja immer da, wenn ich in so eine Situation komme..
Danke dir, klsa.
Sirius
Reset the World!
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