Jetzt drehen die Ölkonzerne richtig auf: Fossile Industrie greift Klima an wie nie zuvor
Ein Rechercheteam des britischen „Guardian“ deckte auf, wie die Konzerne ihre Förderung ausweiten wollen. Wird dies Realität, ist es das Ende aller Klimaziele
ExxonMobil, Shell, BP und Chevron: Die größten fossilen Energieunternehmen planen still und leise Großprojekte zur Förderung von Öl und Gas, die jedes CO₂-Budget in den kommenden Jahren zum Platzen bringen könnten. Die Pläne solcher Großkonzerne sind normalerweise nicht leicht zugänglich: Öffentliche Informationen sind rar und schwer auszuwerten. Ein Investigativteam der britischen Tageszeitung The Guardian konnte nun jedoch recherchieren, welche Mengen Öl und Gas in den nächsten Jahren von den Unternehmen gefördert und gehandelt werden sollen – viel zu viel, wenn das Ziel erreicht werden soll, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten. Noch beunruhigender: Die Unternehmen haben weitere Projektoptionen in der Schublade, die nicht einmal mit einer verheerenden Erderwärmung von 2,7 Grad vereinbar wären. UN-Generalsekretär António Guterres warnte im April die führenden Politiker der Welt: „Unsere Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen bringt uns um.“
Allein die kurzfristigen Expansionspläne der Industrie sehen neue Öl- und Gasprojekte vor, die so viel Treibhausgase produzieren würden, wie China in einem Zeitraum von zehn Jahren ausstößt – der in absoluten Zahlen global größte Umweltverschmutzer. Die Förderpläne beinhalten 195 gigantische Öl- und Gasprojekte, die in der Klimawissenschaft als „CO₂-Bomben“ bezeichnet werden: Jedes dieser Projekte würde über seine Laufzeit mindestens eine Milliarde Tonnen CO₂-Emissionen produzieren. Für die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder wollen die Ölgesellschaften 103 Millionen Dollar – pro Tag! – ausgeben.
Da angesichts des Ukraine-Kriegs derzeit vor allem die Öl- und Gasförderung Russlands im Fokus steht, sei noch gesagt: Auch die USA, Kanada und Australien gehören zu den Ländern mit den größten Expansionsplänen und den meisten „CO₂-Bomben“.
Der Begriff „Kohlenstoffbombe“ wurde in den vergangenen Jahren in der Klimaforschung sehr allgemein dafür benutzt, große Quellen von CO₂-Ausstoß zu bezeichnen – häufig große Projekte zur Förderung fossiler Treibstoffe. Eine Studie der britischen Universität Leeds, geleitet von Kjell Kühne, schlug im März 2022 eine klare Definition vor: CO₂-Bomben sind Projekte, die während ihrer Laufzeit mindestens eine Milliarde Tonnen CO₂-Emissionen ausstoßen.
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