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RE: Die Tücke namens Liebe

#1 von Karl Ludwig , 03.07.2016 08:19

Sie kommt, wenn nicht nach ihr gerufen.
Sie kommt als ungebet'ner Gast.
Andere sie ewig suchen,
- mir hat sie stets den Blues verpasst.

Ich war bestimmt nicht am Warten,
offen und bereit, doch im Nu,
während ich noch am Rätseln war und am Raten,
schlug sie unerbittlich zu.

Sie nennt sich 'Liebe', doch mir scheint,
sie verschweigt den hohen Preis.
Viele Nächte lang verweint,
später fühlst du dich aus Eis.

Dennoch, wenn sie heute käme,
würd' ich sie nicht weiter lästern.
Nicht dass ich mich der Schwäche schäme:
Der Schnee von Heute ist Morgen der Schnee von Gestern.


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RE: Die Tücke namens Liebe

#2 von Karl Ludwig , 04.07.2016 09:58

Wenn mir keiner eine Kritik gönnt, stelle ich mir selber eine zusammen.

Die Eingangsverse auch und gerade in ihren Wirkungen und/oder Fehler (z.B. Metaphern oder Klischees, Reime, Sprache, Satzbau, Metrik,...) demonstrieren auf nachvollziehbarer Art die Zerrissenheit, das Antipodale der Sehnsucht nach Wiedervereinigung dieser Gegensätze. Dabei bemüht sich der Dichter vergeblich einer klischeelosen Sprache, und kann dennoch gut und ausführlich genug ein Dilemma begründen, um eine glaubwürdige Aussage … äh ... auszusagen.

Inhaltlich wird hier eine einfache Kalamität des mutmaßlichen Protagonisten in Versform geliefert wobei diese recht theatralisch in Szene gesetzt wird (Viele Nächte lang verweint, später fühlst du dich aus Eis), und das ganz ohne Rücksicht auf Kadenzen. Wirkt überzogen inszeniert, da der Inhalt einfach nicht so recht zur sprachlichen Dramaturgie passt.


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RE: Die Tücke namens Liebe

#3 von Sirius , 04.07.2016 20:03

Na, da beschwert sich ja der Richtige, wo du doch einer der fleißigsten Kommentatoren bist.
Oder wem hast du zuletzt eine Kritik „gegönnt“? Das ist ja auch nicht nötig, aber du selbst hast natürlich deine Erwartungen.
So ist es auch mit der Tücke der Liebe. Es reicht nicht aus, selbst nur auf dem Diwan zu sitzen und seine Wünsche aufzuzählen, man muss auch selber was dafür tun.
Der zweite Abschnitt deiner satirischen (?) Selbstkritik gefällt mir sehr gut, der erste ist ein wenig überzogen, weil du Metrik und Satzbau auf deine inneren Zerrissenheit komplementierst, anstatt auf handwerkliche Schlampigkeit.
Keine Sorge, wir legen hier ja gar nicht Wert darauf und fassen uns diesbezüglich gerne an die eigene Nase.
Es ist auch nicht schlimm, dass du in jeder Strophe einen anderen Rhythmus hast, bin ich doch froh, dass du lyrischen Zugang zu diesem Thema gefunden hast.
Einige Reime sind nur phonetisch Reime (Warten-Raten, gerufen-suchen, boah eh!), und neben der von dir selbst beanstandeten Theatralik hast du uns im letzten ausgedehnten Satz auch noch etwas Weisheit hinterlassen.

Das wäre jetzt die Kritik, die ich dir z.B. bei Poetry gegeben hätte oder bei den Führeranbetern, die sprachlich gerne auf Stelzen laufen, aber hier müssen wir die ganz kleinen Brötchen backen und sind dankbar für jede Zeile, die man uns gnädig zukommen lässt.
Du darfst dann bloß nicht gleich immer Blumenstäuße und Umarmungen erwarten, obwohl wir ja alle hier wissen, wie toll du schreibst, aber dieses Gedicht war nicht so toll, deshalb habe ich lieber die Schnauze gehalten. War aber auch wieder verkehrt.
Das hast du nun davon, Karl-Ludwig, ist aber nicht bös gemeint, ich bin nur schlecht drauf, weil mein Glas leer ist.

Liebe Grüße ganz in Ernst

Sirius


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RE: Die Tücke namens Liebe

#4 von Karl Ludwig , 04.07.2016 20:35

Ja, ich kommentiere wirklich zu selten, zugegeben. Ich mag seelenschwangere Lyrik nicht und kann mir doch nichts rausquetschen. Bitte nicht böse sein, aber ich habe nicht mehr die Kraft für substanzielle Kritik - ich schreibe, wenn es mein Zustand erlaubt.

Andererseits! Kann sich hier jemand vorstellen, dass Dylan, Cocker, Chapmann an irgend einer conservatorio angenommen worden wäre? Kunst kann man nicht reglementieren, Kunst muss eine Obsession, eine Berufung sein. Unabhängig von Talent und Leistungsvermögen. 1.000 schlechte Dichter rechtfertigen einen William Blake.


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RE: Die Tücke namens Liebe

#5 von Sirius , 04.07.2016 21:56

Kein Problem, Karl-Ludwig. Jeder schreibt zu dem Thema, wo er mag.
Und mit der Kunst hast du Recht, ein jeder soll und mag so schreiben, wie er denkt.
Und wir schreiben ja auch nur Gedichte und keine Kunst und manche sind gut und manche weniger gut. Das geht uns allen so.

Sirius


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