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RE: Ich und die Inspiration

#1 von Karl Ludwig , 02.08.2016 08:05

So! Nimm dies – nimm das! Selbst unter größten Mühen gewinnt sie selten. Manchmal vermute ich Absicht. Aber jetzt lasse ich sie den Sieg erringen und walten und schalten, genau … also, erst mal den Rechner hochfahren, das ist jeden Tag ein neues Abenteuer. Drei mal stürzt er mir ab, bevor er mit Unterstützung der Starthilfe stabil hängen bleibt. Er würde nach einer Lösung für dieses Problem suchen. Nach fünf Minuten drücke ich dann den Resetknopf und endlich fährt er komplett hoch. Ich bereite mir einen Knoblauchtee zu und … ha, die Inspiration schlägt mir eine Geschichte vor, über einen Kunden, der sich beschwert, dass die Einkaufswagen, von denen er letztens 20 Stück für je einen Euro gekauft hätte, fast alle kaputt gehen würden … hm … vielleicht auf dem Waldpfad? Genau, und er wolle sein Geld zurück … ach, da fällt mir auf, die Inspiration mogelt. Eine ähnliche Geschichte (bescheuerte Telefonanrufe) gab es schon bei Wischmeier im Frühstyxradio, und das ist ewig her. Bloß ein kleiner Streich von meinem Langzeitgedächtnis.

Mal in meiner Stichwortsammlung stöbern. Wann hatte ich denn das hier geschrieben: Viele Ideen gehen einfach verloren, bevor ich sie irgendwo notieren kann. Die Ideen kommen meistens von selber, wenn ich auf meinem Lieblingssofa (Davon habe ich drei) liege: 'Er hat seinen Frieden mit sich gemacht, fläzt sich auf dem Thron der Selbstbelustigung und vermisst höchstens eine Graskleinschnipplerin und eine Oben-Ohne-Nubierin, welche ihm Frischluft zufächert, – seine … äh … Bekannte … weigert sich und hat außerdem die falsche Farbe für Aircondition, also für: 'Variable Refrigerant Flow'. Schönes Synonym, gelle?'

Als ich das schrieb, muss meine Inspiration gerade im Koma gelegen haben.

Meine Güte – ich werde doch noch etwas Geniales zustande bringen, schließlich ist das der Job von Genies. Vielleicht hat die Inspiration einfach zu viele Klamotten an? Sie sollte nackt sein, wie die Wahrheit, wenn sie dem Künstler als Hologramm erscheint und -leuchtet. Kein Problem bei meiner ausgeprägt- virtu-visionellen Fantasie. Hübsch ist sie ja, dreh dich mal, hm, lecker, aber was ist mit der Intelligenz? Ach, bräuchte sie nicht, Wikipedia wäre sowieso viel schlauer. Sie sei halt enorm extelligent.

Extelligenz! Welch ein schönes Wort. (Leider auch schon mal irgendwo gelesen) Früher in Stein gekratzt, auf Papyrus notiert, in Bibliotheken erstöbert, heute in sekundenschnelle abrufbar, umfangreicher als irgendwer es selber denken könnte. Ist ja auch nicht nötig, es sei denn, jemand dreht uns den Saft ab.

Ich warf meiner Inspiration einen leicht durchsichtigen Morgenrock zu und bot ihr auch eine Tasse Knoblauchtee an, süß, wie sie mich da anlächelte.

Doch sie wollte weiter. Für heute hätte ich ausreichend narrativen Input und sie müsse noch einem potentiellen Nobelpreisträger helfen. Ob ich sie wieder anziehen könne?

„Ja, klar. Du hast doch gar nichts von dem Tee getrunken.“

„Ich habe ihn aber höchst interessiert betrachtet.“


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

Karl Ludwig  
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RE: Ich und die Inspiration

#2 von Jonny , 03.08.2016 19:35

Nackte Inspiration ist gut, klsa.
Was rede ich dein ganzer Text ist gut. So wie wir es von dir gewohnt sind.
Ja und dem Knoblauchtee würde ich einen Schuss Anisschnaps hinzufügen.
Sagen wir 1:1. Oder wenigstens 1:2.

Einen schönen Abend dir
Jonny

 
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RE: Ich und die Inspiration

#3 von Sirius , 04.08.2016 20:01

Wohl dem, bei dem sich die Inspiration in lebendiger Form begutachten lässt. Alleine die Inspiration an sich inspiriert dann ja schon, selbst bei untelligenten und antilligenten Inspirationswilligen.
Und selbst Denkabstinente werden inspiriert, wenn sie die Inspiration in der von dir geschilderten Form vorfinden, wenn auch nicht gerade zu genialen Taten, aber doch zu lustvollen.
Und Inspiration, ob durch sichtbare Formen oder durch geistige Streicheleinheiten, sollen ja auch dem Hirnausfall vorbeugen.
Ich bin jedenfalls, trotz Flachsichtigkeit, sehr angetan.

Sirius


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